07/20225,– Euro, Österreichische Post AG,  P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT,  Kaiser-Ebersdorfer-Straße 305/3, 1110 Wien, MZ 14Z040222 M, Nr. 06/2022POLITIKEN DES NARRATIVENSEIT 1946Der Antisemitismus in der politischen Elite der Zweiten Republik Barbara SerlothÜber Karl Renner. Zu Unrecht umstritten? Eine Wahrheitssuche Siegfried NaskoDer Wiener Weg in die Digitalisierungshauptstadt Elisabeth Kaiser Wir hatten uns einen Rosengarten versprochenThomas Ballhausen


 2 | ZUKUNFT  Mit dem aktuellen Schwerpunkt haben wir Begriff und Bedeutung von Politik ganz vorsätzlich im Plural angesetzt und mit dem nicht weniger umstrittenen oder vielfältigen Term des Narrativen verbunden. Für uns stand dabei die pro-duktive Auseinandersetzung im Sinne von Bewusstmachung, etwa auch hinsichtlich der historischen Dimensionen und aktuellen Verknüpfungen beider Titelteile, im Vordergrund. Es überrascht nicht, dass bei der Beschäftigung mit Politik und Narrativ just Momente der Auseinandersetzung mit be-nennbarer, ausdefinierter Politik und ihrer Kontexte in (his-torischen) Krisenmomenten in Form von Infragestellungen sichtbar werden. Der daran geknüpfte Ausverhandlungspro-zess verdeutlicht, wie klar Erzählen nicht nur in das Feld der Künste hineinwirkt, sondern – einmal mehr, einmal weniger – eine wahrnehmbare Unterfütterung unserer Orientierung in und Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit mitbestimmt. Es kann, eben weil im Fiktiven etymologisch auch das Fin-gierte verankert ist, deshalb niemals egal sein, was auf welche Weise wortwörtlich zur Sprache kommt – und geschichtliche Wirklichkeit zu stiften vermag.Eröffnet wird die vorliegende Ausgabe von Siegfried Nasko, Begründer und langjähriger Leiter des Karl-Renner-Museums für Zeitgeschichte in Gloggnitz, der einen bemerkens-werten Beitrag zur Geschichte der sozialistischen Bewegung in Österreich verfasst hat. Mit detailverliebter Genauigkeit präsentiert Nasko die Zusammenfassung seiner Renner-Bio-grafie aus dem Jahr 2016, indem er Fakten zu Renners Leben und politischen Positionen vorstellt und sie in einen allgemei-nen zeitgeschichtlichen Kontext setzt. Dabei wird der Lebens-lauf Renners akribisch aufgearbeitet und es steht nicht ohne Aktualitätsbezug vor Augen, dass für den zweifachen Staats-gründer – ganz im Sinne des Austromarxismus – der Staat nicht abgelehnt oder bekämpft werden sollte, sondern viel-mehr als Hebel zum Sozialismus zu begreifen ist. Insgesamt stellt der Autor mithin die Frage: Ist Renner zu Unrecht um-stritten? Auch der Beitrag von Barbara Serloth nimmt sich eines zeitgeschichtlich relevanten Themas an und ist insbeson-dere auch für Sozialdemokrat*innen von besonderem Interes-se. Denn die Autorin untersucht die hochgradige Kontinuität zum Nationalsozialismus in der Geschichte der Zweiten Re-publik, die durch alle politischen Lager hindurch nachgewie-sen werden kann und mit einem manifesten Antisemitismus identisch war und ist. Dabei steht vor allem die politische Eli-te Österreichs im Blickpunkt der Analyse und der Kritik, da sie den radikalen legislativen Entrechtungsprozess im Natio-nalsozialismus systematisch verharmloste und so die Entrech-tung der Jüdinnen und Juden „demokratisch“ legitimierte. Dies entsprach einem düsteren Zusammenfallen von Opfer-these und Verschweigen, die beide mit der Verweigerungs- und Abwehrpolitik in Sachen Restitution einhergehen.Stellen diese beiden Beiträge die Vermittlung des Histo-rischen als Geschichtserzählung ins Zentrum, so stellt der ös-terreichische Autor Max Haberich diese narrative Strategie in seinem Prosatext Bergluft im besten Sinne auf den Kopf: In seiner Verflechtung aus realen und fiktiven Elementen er-folgt die Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit und den (politischen) Skandalen, die entsprechende Schlagzeilen mit sich bringen, über den Weg der Parodie. Im Bewusstsein für den auch ästhetisch fordernden Umstand, dass „parody crea-tes nothing of its own“ (C. Brooke-Rose), vollzieht Habe-Politiken des NarrativenALESSANDRO BARBERI, THOMAS BALLHAUSEN UND BIANCA BURGEREDITORIAL


 ZUKUNFT | 3  rich eine literarische (Re-)Kontextualisierung des Erzählten; der Inhalt wird folglich in ein Verhältnis zu Umständen ge-stellt, die bekannt oder zumindest nachvollziehbar sind. Das Weitergehen als Weitererzählen ist in der Folge für die Erzäh-lung von Zarah Weiss zentral. Mit Einst schien durchs Gold kein Licht problematisiert sie nicht nur Liebesvorstellungen und Lebensentwürfe, ihr gelingt vielmehr auch ein produk-tives Zusammendenken von Kritik an leichthin akzeptierten Konventionen bzw. Weltbildern und der anregenden Dar-stellung der Stiftungsmacht, die Narrative für die Ausgestal-tung von Identität, Zusammengehörigkeit und Intimität be-inhalten. Auch in Wir hatten uns einen Rosengarten versprochen von  Thomas Ballhausen wird der erzählerische Unterbau der sogenannten Wirklichkeit einer kritischen Lektüre un-terzogen. Einmal mehr die Folie der Fantastik nutzend, ar-beitet sich der Autor an Fragen von Ordnungen und Kul-tur ab, um erneut die mannigfaltigen Relationen zwischen Geschichte, Historiografie und Storytelling herauszuarbei-ten. Da erscheint es nur konsequent, wenn Museumsland-schaften zu Konfliktzonen werden oder auch das Auftreten imaginärer Wesen keine Rettung mehr versprechen kann. Ei-nen eindrucksvollen Blick in die Bildarchive der Kunst lie-fert auch die aktuelle Bildstrecke: Die Redaktion der ZUKUNFT dankt an dieser Stelle der herausragenden Künstlerin Sonja  Gassner, die ihre Arbeiten freimütig für diese Ausgabe zur Verfügung gestellt hat. Ihre Bilder führen uns in Traumland-schaften, die ihrerseits dazu einladen, visuelle Narrative aus-zumachen, die nachdrücklich zur Kontemplation einladen: so sehen wir Labyrinthe, Geister, schlechte Träume oder Mons-ter in unserem Kopf, die uns nach Sichtung dieser intensiven Bildstrecke auch weiter beschäftigen werden.Abgeschlossen wird die Ausgabe von einem Review-Es-say, das auf übergeordneter Ebene ebenfalls die Gegenwart im Blick hat: Es freut die Redaktion der ZUKUNFT, dass Elisabeth Kaiser als Herausgeberin der von der Wiener Bildungsakademie edierten Wiener Perspektiven sich die Mühe gemacht hat, den zweiten Band dieser Reihe mit dem Titel Digitale Wohlfahrts-gesellschaft. Der Weg in eine digitalisierte Zukunft zu besprechen. Denn die digitale Transformation hat sich auf verschiedene Bereiche wie Wirtschaft, Staat und Gesellschaft ausgedehnt und die Lebenswelten der Menschen längst erreicht, wie wir angesichts der COVID-19-Pandemie alle erlebt haben. Wenn es um die Gestaltung dieses technologischen Zusammenhangs geht, dann wird mit der Veröffentlichung und dem Beitrag Kaisers deutlich, wie wichtig die Auseinandersetzung mit den digitalen Produktionsbedingungen der Gegenwart ist, wenn zur Debatte steht, wie Wien angesichts der wichtigen Diskus-sionen zum Digitalen Humanismus zur Digitalisierungshaupt-stadt werden kann. Kurz: Menschen sind eben keine Maschi-nen …Wir wünschen unseren Leser*innen spannende und an-regende (Text-)Begegnungen mit den vielfältigen Politiken des Narrativen – und uns allen eine ZUKUNFT, in denen Nar-ration und Erzählungen zur Erhaltung eines vitalen Diskur-ses beitragen!PS: Erratum: In der Ausgabe 04/2022 wurde Werner Krause sowohl im Inhaltsverzeichnis als auch auf den Seiten 40 und 41 namentlich als Autor des Artikels über die Künstlerin Hei-ke Willmaser angeführt. Dieser Text entstand jedoch in Zu-sammenarbeit von Heike Willmaser mit Veronika Junger und Chris Haderer, worauf Werner Krause aufmerksam gemacht hat. Die Redaktion entschuldigt sich für diesen Fehler bei der Nennung der Autor*innen.ALESSANDRO BARBERIist Chefredakteur der Fachzeitschriften ZUKUNFT (www.diezukunft.at) und MEDIENIMPULSE (www.medienimpulse.at). Er ist Historiker, Bildungs-wissenschaftler, Medienpädagoge und Privatdozent. Er lebt und arbeitet in Wien. Politisch ist er im Umfeld der SPÖ Bildung und der Sektion Wild-ganshof (Landstraße) aktiv. Weitere Infos und Texte online unter: https://lpm.medienbildung.ovgu.de/team/barberi/THOMAS BALLHAUSENlebt als Autor, Literatur- und Kulturwissenschaftler in Wien und Salz-burg. Er ist international als Herausgeber, Vortragender und Kurator tätig. Zuletzt erschien sein Buch Transient. Lyric Essay (Edition Melos, Wien). BIANCA BURGERist Redaktionsassistentin der ZUKUNFT und hat sich nach ihrem geis-teswissenschaftlichen Studium der Frauen- und Geschlechtergeschich-te sowie der historisch-kulturwissenschaftlichen Europaforschung in den Bereichen der Sexualaufklärung und der Museologie engagiert.. 


 4 | ZUKUNFT Die österreichische Künstlerin Sonja Gassner hat die Bildstrecke der aktuellen Ausgabe gestaltet. In ihrem hier fol-genden Artist Statement reflektiert sie über die Möglichkei-ten bzw. Fallstricke sprachlichen Ausdrucks und die daraus ab-zuleitenden Implikationen für ihr Werk. Wenig überraschend begegnen wir darin Fragen nach Gespenstischem, Identität oder uneinlösbarer Nähe:Ich müsste keine Bilder malen, würde ich tatsächlich in Worte fassen können, was ich in diesen auszudrücken versu-che. Vielleicht findet sich deshalb aber gerade in diesem Stre-ben nach dem (Un-)Aussprechbaren ein Einsatzpunkt, um über meine Arbeit nachzudenken.Was zunächst paradox erscheinen mag, jedoch eine Grundbedingung jedes sprachlichen Ausdruckes darstellt, ist, dass wir, sobald wir sprechen, nicht nur etwas, sondern immer auch schon uns selbst mitteilen. Mit Hannah Arendt gespro-chen, treten wir als einzigartig und von anderen differierend in Erscheinung, sobald wir das Wort ergreifen. Zugleich ist jeder Versuch, sich in dieser Einzigartigkeit mitteilbar zu ma-chen, jedoch immer schon kompromittiert von der Tatsache, dass wir uns einer Sprache bedienen müssen, von der alle an-deren ebenso Gebrauch machen – eine Sprache, die angeeig-net wird, die interpretiert und umgedeutet werden kann. In jedem sprachlichen Ausdruck überkreuzen und bedingen sich Differenz und Gleichartigkeit, Singularität und Allgemeinheit somit wechselseitig. Dies gilt, so denke ich zumindest, auch für die Malerei und für die gegenständliche Malerei vielleicht in besonderem Maße.Jedes meiner Bilder gibt etwas von mir preis. Was mich thematisch interessiert, ist die malerische Erkundung des Traumhaften einerseits und der Beziehungen, die Körper zu-einander eingehen, andererseits. Dabei spielen auch Fragen nach sexueller und geschlechtlicher Identität eine Rolle. Den-noch ist die Suche nach Ausdruck immer schon vermittelt durch eine Bildsprache, die nie nur meine ist. In Komposition oder Motivik nehme ich oft Anleihen an Kunstwerken der äl-teren und jüngeren Kunstgeschichte, manchmal auch am Film oder an der Fotografie. Ich arbeite mit Zeichen und Symbo-len, die verschoben, angeeignet, in neue Sinnzusammenhänge eingewoben und immer wieder anders interpretiert werden können. Perspektiven werden fragmentiert und Räume mul-tiplizieren sich. Die Kuratorin Johanna Thorell, deren Imagi-nationsfähigkeit und Wissen ich unheimlich schätze, hat ein-mal gesagt, die geisterhaften Figuren, die in vielen meinen Bildern auftauchen, seien wie Simulakren: Spuren von Spuren eines Anwesenden, das sich verdoppelt, verschiebt und, wie Jacques Derrida sagen würde, „eigentlich nicht stattfindet“.Im Grunde genommen ist jedes Bild bereits eine Doppe-lung – Ausdruck von etwas, das im selben Moment, in dem es interpretierbar wird, ebenso unausdrückbar bleibt. Es ist die-se unauflösbare Spannung, welche überhaupt erst einen Pro-zess bildhafter Übersetzung anstößt und die mich beim Malen interessiert. Einer meiner Professoren meinte, meine Bilder seien geprägt von einer Bewegung nach innen und es würde sich in ihnen ein Bedürfnis nach Verbindung ausdrücken. Das mag zuerst paradox anmuten, scheint aber treffend. So streben noch die Protagonist*innen meiner Bildwelten nach einer In-timität und Verbundenheit, die für sie letztlich niemals voll-kommen erreichbar zu sein scheint.Kontakt zur Künstlerin über die Redaktion der ZUKUNFT oder unter ihrem Instagram Account: sonja_gassner DisclaimerDie Künstlerin betont ausdrücklich ihre Distanzierung von allen anderen namentlich gekennzeichneten Beiträgen im vorliegenden Heft, in denen eine aus ihrer Sicht unkritische Rehabilitierung von historischen Personen bzw. die Verharm-losung von deren Entscheidungen und Verhaltensweisen un-ternommen wird.Geisterhafte Spuren von Spuren


 ZUKUNFT | 5 Inhalt2   Editorial   VON ALESSANDRO BARBERI, THOMAS BALLHAUSEN    UND BIANCA BURGER  6    Über Karl Renner. Zu Unrecht umstritten?    Eine Wahrheitssuche   VON SIEGFRIED NASKO18    Der Antisemitismus der politischen Elite    in der Zweiten Republik   VON BARBARA SERLOTH 28   Bergluft   VON MAx HABERICH 32    Einst schien durchs Gold kein Licht   VON ZARAH WEISS36   Wir hatten uns einen Rosengarten versprochen   VON THOMAS BALLHAUSEN42    Der Wiener Weg in die Digitalisierungshauptstadt.   Eine Buchbesprechung   VON ELISABETH KAISERDAS HÄUTIGE LABYRINTHÖL AUF LEINWAND (2019) 170 X 110 CMIMPRESSUM HERAUSGEBER: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift »Zukunft«, 1110 Wien, Kaiser-Ebersdorfer-Straße 305/3 Verlag und Anzeigenannahme: VA Verlag GmbH, 1110 Wien, Kaiser-Ebersdorfer-Straße 305/3, Mail: office@vaverlag.at Chefredaktion: Alessandro Barberi Stellvertretende Chefredaktion: Thomas Ballhausen  Redaktionsassistenz: Bianca Burger Redaktion: Hemma Prainsack, Katharina Ranz, Marie-Theres Stampf, Constantin Weinstabl, Elisabeth Theresia WidmerOnline-Redaktion: Bernd Herger Mail an die Redaktion: redaktion@diezukunft.at Cover und Bildstrecke: © Sonja Gassner (2019) Das häutige Labyrinth –  Namentlich gekennzeichnete Beiträge sind urheberrechtlich geschützt und stellen nicht immer die Meinung von Redaktion, Herausgeber*innen und Verlag dar.


 6 | ZUKUNFT International gesehen gibt es keinen Politiker, der wie Karl Renner einen Staat zweimal gründete, jedes Mal am Ende eines Krieges. Renners vielfältiges literarisches Schaffen ist im europäischen Kontext wohl nur mit Lenin und Churchill vergleich-bar. SIEGFRIED NASKO fasst in diesem Beitrag die Erkenntnisse seiner jahrzehntelangen Forschungen zu Karl Renner für die Leser*innen der ZUKUNFT zusammen und liefert so eine intellektuell herausfordernde Interpretation österreichischer und sozialdemokratischer Zeitgeschichte.Über Karl Renner. Zu Unrecht um-stritten? Eine WahrheitssucheI. „DIE VIER FEHLTRITTE“Über sieben Jahrzehnte nach seinem Tod wird Karl Renner von Politolog*innen, Historiker*innen und Journalist*innen vorzugsweise wegen seiner vier „schweren Fehltritte“ noch gelegentlich erwähnt: Renners „Ja“ zum Anschluss Öster-reichs an Hitler-Deutschland 1938, seine zwar nicht veröffent-lichte, aber bekannt gewordene Jubelschrift zur „Heimfüh-rung“ der Sudetendeutschen in das „Dritte Reich“ sowie sein „Opfermythos“, mit dem er 1945 die Zweite Republik und ihre Bevölkerung von jeder NS- und Kriegsschuld freisprach. Auch Renners offensichtlicher Anbiederungsversuch an Josef Stalin mit dem Offert einer engen Zusammenarbeit mit den Kommunisten ist legendär.Dennoch hat die SPÖ ihre Parteiakademie zu Renners 100. Geburtstag 1970 in Dr. Karl Renner Institut benannt. Als Be-gründung führte Bruno Kreisky an: „Weil sich die ganze sozi-aldemokratische Bewegung Österreichs von 1945 an zu Ren-ner als einem ihrer größten Söhne bekannt hat, die Linken wie die Rechten.“ Dabei galt Renner seit 1900 wegen sei-nes kulturautonomen Nationalitäten-Reformprogramms, vor allem aber wegen seines Engagements für die Volksernäh-rung während des Ersten Weltkriegs als „Rechter“. Obwohl das Parlament seit März 1914 sistiert war, brachten sich die Sozialdemokraten im Sinne des „Burgfriedens“ mit zahlrei-chen Vorschlägen in die Militärbürokratie ein. Renner hoff-te, dass diese sozialen Maßnahmen den Krieg überdauern und schließlich zu staatlichen Normalaufgaben würden. Renner dachte international und sah im Nationalismus den Keim für Gewalt und Krieg. Seine Sympathie für die „Mitteleuropa-pläne“ des deutschen Politikers Friedrich Naumann stempelte ihn zum deutschen Imperialisten, obwohl das vereinte Mittel-ÜBER KARL RENNER. ZU UNRECHT UMSTRITTEN? EINE WAHRHEITSSUCHE VON SIEGFRIED NASKO


europa nicht durch Gewalt, sondern durch freie Vereinbarun-gen zustande kommen sollte. Dabei sah Renner im Vielvöl-kerstaat weniger die Doppelmonarchie als das Modell seines angestrebten multinationalen „Weltstaats“, das durchaus auch eine Republik sein konnte.II. DURCH ARMUT FÜR DIE SOZIALDEMOKRATIE REKRUTIERTIm Gegensatz zum dogmatischen Marxisten Otto Bau-er agierte Renner rein pragmatisch. Renner war am 14. De-zember 1870 im mährischen Unter-Tannowitz geboren. Aller Verarmung zum Trotz meisterte er das Gymnasium in Nikols-burg bravourös. Nach den gymnasialen Höhenflügen erkann-te der Maturant die Lebenswirklichkeit und entschloss sich, statt zu dichten einmal Wirtschaft zu studieren. Er nutzte das Einjährig-Freiwilligen-Jahr in Wien zur Intendanzausbildung, studierte ab 1890 an der Universität Jura und lebte mit Louise aus Güssing im Konkubinat. Tochter Leopoldine wurde nach Purkersdorf in Pflege gegeben. In Wiener Kellerwohnungen klärte er die Arbeiter*innen über die sozialen Hintergründe ihres Elends auf. So kam er mit der Sozialdemokratie in Be-rührung. Gemeinsam mit seinem Zimmerherrn Alois Rohr-auer gründete er 1895 die Naturfreunde, auf Empfehlung seines Professors Eugen von Phillipovich trat er in die Parlamentsbi-bliothek ein. Hindernisse für eine definitive Anstellung wegen des Konkubinats schlichtete sein Vorgesetzter Siegfried Lipi-ner. 1998 schloss er erfolgreich das Jurastudium ab. Zwischen 1899 und 1906 entwickelte er sein Nationalitätenprogramm, das das Territorialitäts- durch das Personalitätsprinzip ersetz-te. Wie Otto Bauer sah Renner im Nationalismus transfor-mierten Klassenhass. Nach 1900 gehörte er zur Gruppe der Austromarxisten.Mit seinem Werk Die soziale Funktion der Rechtsinstitute, be-sonders des Eigentums erschütterte er 1904 die Grundlagen des bisherigen rechtswissenschaftlichen Denkens. Eine Plaket-te mit Renners Namen befindet sich unter jenen der 15 be-deutendsten Rechtssoziologen im International Institute for the Sociology of Law in Onati in Spanien. Animiert vom Ökono-men Michael Hainisch kandidierte Renner 1907 im Wahlkreis Neunkirchen erfolgreich für den Reichsrat, 1908 wurde er in den niederösterreichischen Landtag gewählt. Renner erwarb 1910 eine Vorstadtvilla in Gloggnitz und wurde 1911 Verband-sobmann der österreichischen Konsumgenossenschaften.III. STAAT ALS HEBEL ZUM SOZIALISMUSUnermüdlich setzte er sich für Österreichs Erneuerung und den Aufstieg der Arbeiterklasse ein. Renner erschien es kindisch, dass die Arbeiterklasse untätig auf den Tag war-ten müsse, an dem ihre Ohnmacht jäh in Allmacht umschla-gen würde. Wie Victor Adler wusste er, dass auch politische Ziele erarbeitet werden müssen. Die Zeiten seit Marx hat-ten sich verändert, der Staat sei nicht mehr bloßer Ausbeu-ter und Gegner. Vielmehr habe er die Aufgabe, die Bedürfnis-se der Bevölkerung zu befriedigen. „Wer sonst, als der Staat?“ fragte Renner rhetorisch, solle Armut beseitigen und für Ge-rechtigkeit sorgen? Der Staat dürfe nicht abgelehnt oder gar bekämpft werden, sondern die Arbeiterklasse müsse durch Kompromisse wechselnde Allianzen bilden und ihn so als He-bel zum Sozialismus begreifen.Renner lehnte jede Aristokratie, ob der Geburt, des Be-sitzes oder des Amtes, ab. In der Demokratie regiere die Mehrheit, gleichzeitig kann darin die Minderheit selbst zur Mehrheit werden. Mit dem 1917 in Marxismus, Krieg und Inter-nationale formulierten Dialogprinzip versuchte Renner in al-len fünf erlebten Staatsformen mildernde Brückenschläge zu den Machträger*innen. Solange der Staat den Zusammenhalt des Volkes gewährleistet, sei Staatsmacht, ob demokratisch oder diktatorisch, zu respektieren. Das Recht war für Renner neutral, oberste staatliche Aufgabe war es, für gute Lebensbe-dingungen zu sorgen und vor Leid zu schützen. Jede Art von Gewalt lehnte Renner ab. Man müsse auch mit schlimmsten Tyrannen das Gespräch suchen und solle sich nie gegen die Staatsmacht erheben. Gespräche mildern, Gewalt mündet in Schmerz. Ja es sei besser, die Diktatur auszuhalten, als durch eine ausländische Armee befreit zu werden. Der Befreiungs-schlag koste wieder Opfer seitens der Masse des Volkes, wäh-rend es sich die Etablierten richten. Mit seiner Präferenz für den Dialog nahm Renner Egon Bahrs „Wandel durch Annä-herung“ für Willy Brandts Entspannungspolitik vorweg. Im Streben nach Gewaltfreiheit übertraf Renner sogar die große Friedensgestalt Mahatma Gandhi, der wohl die Schläge von Gegnern ertragen ließ, der aber die eigenen Leute opferte.IV. WELTKRIEG STATT FRIEDENSKONGRESSFür den geplanten Wiener Kongress im August 1914 hat-te Renner bereits eine eigene Friedenshymne verfasst. Die Kriegserklärung an Serbien entfachte quer durch die Partei-en eine unvorstellbare patriotische Eruption, die auch die ge-samte SDAP – ausgenommen den Sohn des Parteivorsitzenden  ZUKUNFT | 7 


 8 | ZUKUNFT Friedrich Adler – mitriss. Mit der Devise „Das Herrenhaus brannte, es ist Proletenbrauch zu löschen!“ erklärte Renner die Zustimmung zu diesem sonst generell verurteilten „Mut-willenskrieg“. Otto Bauer rief auf, die Behörden nicht zu provozieren. Auch Renner war gegen jeden Protest. 1916 rückte Renner ins Presseamt ein, um schließlich als einer der drei Parteienvertreter des Reichsrats zum Direktor des Ernäh-rungsamtes zu avancieren. Zwei Paukenschläge wirkten wie Weckrufe: Am 21. Oktober 1916 erschoss Friedrich Adler im Restaurant des Hotels Meissl & Schadn am Neuen Markt den Ministerpräsidenten Karl Stürgckh, im folgenden Mai nahm der Attentäter im Prozess vor allem Renner als „Lueger der Sozialdemokratie“ aufs Korn.„Klassenfeind geht vor Landesfeind“ postulierte Gabrie-le Proft im September 1917 am Parteitag. Renner wies den Vorwurf, er sei ein Staatsfanatiker, zurück, aber er sei auch nicht blind für den Staat. Man müsse diesen vom Kapitalis-mus befreien und wirtschaftlich durchdringen, er sei der He-bel zum Sozialismus. Verspekuliert hatte sich Renner im Jän-ner-Streik 1918. Wegen der Halbierung der Mehlration bei den Daimler Motorenwerken in Wiener Neustadt am 14. Jänner wurden dort erste Arbeiterräte gebildet, der Streik dehnte sich tags darauf bis nach Wien aus. Renner scheinverhandelte mit den Streikführern, suggerierte diesen die Solidarität der SDAP, handelte aber in Absprache mit Victor Adler im Sinne der k. k. Regierung bremsend. Es ging um die Demokratie, um das Kriegsende, um bessere Ernährung sowie um die Zivilge-richte für kriegsdienstverpflichtete Arbeiter*innen. Während seiner Rede wurde Renner angespuckt und zwei Tage lang in der Filialzelle des Wiener Landesgerichts eingesperrt. Am 20. Jänner waren österreichweit 750.000 Arbeiter*innen im Streik. Hätten SDAP und Renner auf dieses Pferd gesetzt, wäre der Vielvölkerstaat noch zu retten gewesen. Renners Verhält-nis zum Heimkehrer aus russischer Gefangenschaft Otto Bau-er hatte sich verschlechtert. Wie Bauer es vorausgesagt hatte, überlebte die Monarchie den Ersten Weltkrieg nicht.V. STAATSKANZLER UND AUSSENSTAATSSEKRETÄRDie SDAP hatte zwischen dem 03. Oktober und dem 12. November 1918 täglich nur das revolutionär gefordert, was auch schon reif war und daher ohne Gegenwehr realisiert wer-den konnte. Obwohl die am 21. Oktober konstituierte Provi-sorische Nationalversammlung Renner nur mit der Leitung der Staatskanzlei betraute, führte ihn sein Aktivismus an die Spitze des neuen Staates. Die meisten juridischen Weichen hatte er gestellt, auch das Staatsgründungsgesetz vom 30. Ok-tober stammte von ihm. Er hatte das Heft in der Hand, setzte sich von der ersten Staatsratssitzung an auf den Stuhl des Vor-sitzenden, ohne ihn je wieder aufzugeben. Er sah das Staats-gebiet schmelzen, präferierte eine Donauentente und akzep-tierte schließlich auch den von den Linken längst angepeilten Anschluss an die nunmehrige deutsche Republik. Der erste Teil der Thronverzichtserklärung von Kaiser Karl I. stammt von Renner. Während der Ausrufung der Republik vor dem Parlament fielen durch Rotgardisten am 12. November 1918 Schüsse, die zwei Tote und 33 Verletzte forderten, Ludwig Brügel vom Presseamt verlor ein Auge. An der Spitze einer Konzentrationsregierung aus 42 Sozialisten, 72 Christlichsozi-alen und 102 Großdeutschen regierte Renner „mit den mo-dernen Methoden der Zivilisation“. Renner glaubte an das von US-Präsident Wilson verkündete Selbstbestimmungsrecht der Nationen und beanspruchte daher u. a. Südtirol und das Sudetenland. Für den Zusammenhalt der jungen Republik hatte er Beitrittserklärungen der Bundesländer angeregt.Mit einer Mehrheit von drei Mandaten bildete Renner nach den Wahlen am 16. Februar 1919 die Koalitionsregierung Renner/Fink. Das kleine (Deutsch)Österreich wurde zur so-zialen und bildungspolitischen Vorzeigerepublik. Der Friede von Versailles hatte Deutschland die Achtung von Österreichs Selbständigkeit auferlegt. Da Außenstaatssekretär Bauer als zu anschlussfreundlich galt, willigte Renner im Mai 1919 in die-se Funktion im Bewusstsein „Ich muss“ ein. In St. Germain war die 60-köpfige Delegation zerniert, Renner suchte „wie ein Theaterdirektor“ eine Beschäftigung für alle. General-kommissär Franz Klein hielt den Staatskanzler für überfordert und behauptete, dass er den „Juden geradezu hörig“ sei. Vor allem versuchte Renner den Siegern klarzumachen, dass die „Republik Österreich“ nicht mit der Habsburger Monarchie identisch sei. Die breiten Volksmassen hätten den Krieg weder gewollt noch verschuldet, die Machthaber hätten sie dazu ge-zwungen. Das Anschlussverbot veranlasste Bauer zum Rück-tritt als Staatssekretär für Äußeres, am 26. Juli wurde Ren-ner sein Nachfolger. Es war nur zu zwei Begegnungen mit George Clemenceau gekommen, dessen eiskalter Distanziert-heit Renner auf Französisch konziliant parierte. Renner hat-te den Staatsvertrag durch seine Argumentation in manchen Punkten gemildert, wozu die Volksabstimmung in Kärnten und der Gewinn des Burgenlandes gehören. Das Anschluss-verbot konnte nur der Völkerbund aufheben, Enteignungen von Privatvermögen und der Abtransport der Kunstschätze ÜBER KARL RENNER. ZU UNRECHT UMSTRITTEN? EINE WAHRHEITSSUCHE VON SIEGFRIED NASKO


 ZUKUNFT | 9 wurden verhindert. Mit 97 gegen 23 Stimmen nahm das Par-lament den Vertrag an, den Renner am 10. September 1919 unterzeichnete.VI. KOALITIONSENDE UND VERGEBLICHER BRÜCKENBAUERInzwischen trat die Beratung der Bundesverfassung ins Endstadium. Während die Sozialdemokrat*innen für Zentralismus, einen Katalog der Freiheitsrechte, gegen ein Präsidialsystem und für die dauerhafte Absetzung der Habsburger*innen plädierten, pochten die Länder auf einen starken Föderalismus. Als Spiritus Rector hatte Renner den Juristen Hans Kelsen gewonnen. Dennoch wurden im Bemü-hen um Kontinuität Passagen beibehalten, die wie das Kriegs-wirtschaftliche Ermächtigungsgesetz 1917 das Ende der Demokratie ermöglichten. Das Ende der Koalition steuerte seit 1919 der erstarkte städtische Flügel der Christlichsozialen mit einem Länderministerium sowie durch rechte Kreise in Ungarn an. Für Renner war die tägliche Zusammenarbeit in der Koaliti-on der gelungene Gegenentwurf zur Bürokratie. Wegen eines Erlasses des Heeresstaatssekretärs Julius Deutsch kam es am 10. Juni 1920 zum Bruch. Renner sah zu Beginn noch die Mög-lichkeit zu kitten, aber Otto Bauer und Ignaz Seipel stemmten sich aktiv dagegen. Renner war erschüttert. Auch als schwä-cherer Partner wollte er koalieren, um nach wie vor Wertvol-les zu leisten und Schlimmeres zu verhindern. Die Einheit der SDAP stand auf dem Spiel. In der Übergangsregierung von Mi-chael Mayr und Ferdinand Hanusch zog sich Renner auf das Amt für Äußeres zurück. Mayr war nun auch für die Verfas-sung zuständig, die am 01. Oktober 1920 beschlossen wurde.Politisch zog sich Renner nach dem Sieg der Christlichso-zialen am 17. Oktober zurück. Er nahm an den erbitterten Fehden kaum Anteil, arbeitete in den parlamentarischen Aus-schüssen, hielt Reden, Vorträge an der Parteihochschule und schrieb Aufsätze und Bücher. Intensiv widmete er sich dem Genossenschaftswesen. Staatshilfe lehnte er wegen der Ver-führbarkeit zur Korruption ab. Da Renner vielfach unentgelt-lich arbeitete, stellte man ihm eine Pension in Aussicht. 1922 gründete Renner die Arbeiterbank und wurde deren erfolg-reicher erster Verwaltungsratsvorsitzender. Das Linzer Par-teiprogramm hielt Renner 1926 für zukunftsfit, aber für den Moment zu radikal. Nach dem Justizpalastbrand am 15. Juli 1927 mit den hunderten Verwundeten und 89 Toten postu-lierte Renner anstelle des „Äußeren des revolutionären Ge-tues“ die „positive revolutionäre Tat der Verwaltung“. Er reg-te eine Abrüstung der Worte in den eigenen Reihen an und warnte vor den von Seipel geförderten Heimwehren. 1931 trat Renner verhängnisvoll gegen den Eintritt in eine Kon-zentrationsregierung Seipel/Bauer auf. Damals hätten die Sozialdemokrat*innen ihre Machtpositionen sowie die De-mokratie wahrscheinlich noch retten können! KARL RENNER. ZU UNRECHT UMSTRITTEN? EINE WAHRHEITSSUCHE. Mit Vorworten von Heinz Fischer und Hugo Portisch VON SIEGFRIED NASKOSalzburg/Wien: Residenz464 Seiten | € 25,00ISBN: 9783701734009Erscheinungstermin: Oktober 2016


 10 | ZUKUNFT ÜBER KARL RENNER. ZU UNRECHT UMSTRITTEN? EINE WAHRHEITSSUCHE VON SIEGFRIED NASKOVII. PRÄSIDENTENRÜCKTRITT UND „HOCHVERRATSVERDACHT“Nach dem Tod von Matthias Eldersch wurde Renner als Vertreter der stärksten Partei am 29. April 1931 zu dessen Nachfolger gewählt. Im gleichen Jahr unterlag Renner Wil-helm Miklas bei der Wahl zum Bundespräsidenten durch die Bundesversammlung. Es mutet tragisch an, dass gerade der Staats- und Verwaltungsdenker der SDAP Renner am 04. März 1933 im Zuge einer Abstimmung über eine verfügte Raten-gehaltszahlung nach einem Eisenbahnerstreik zwecks Verbes-serung des Abstimmungsverhältnisses sein Amt zurücklegte. Da auch seine beiden Stellvertreter Rudolf Ramek und Sepp Straffner zurücktraten, sprach der seit 1932 amtierende Bun-deskanzler Engelbert Dollfuß von einer „Selbstausschaltung des Parlaments“ und verhinderte mit Kriminalpolizei dessen Wiederingangsetzung. Dollfuß war Mussolini und den Heim-wehren verpflichtet. Er hatte eine Mehrheit von nur einer Stimme und zog daher Notverordnungen fragilen Abstim-mungen vor.Wieder setzte Renner alle Hebel in Bewegung, um eine Eskalation zu vermeiden. Er wurde gehindert, den Hauptaus-schuss des Nationalrats wieder einzuberufen. Bundespräsident Miklas hatte Renner ein „Staatsnotstandsgesetz“ vorgeschla-gen, das bis zur Selbstaufgabe der SDAP ging. Das Parlament sollte ein letztes Mal zusammentreten und sich auf zwei Ta-gesordnungspunkte beschränken: In Deutschland regierte seit 31. Jänner 1933 Adolf Hitler. Der Nationalrat solle mit ei-ner 4/5-Mehrheit zuerst die Unabhängigkeit Österreichs von der Hitlerbewegung beschließen und als zweites der Regie-rung Dollfuß die Vollmacht, bis zur Beendigung der Krise mit Notverordnungen zu regieren, erteilen. Renner glaubte, dass Hitler hernach endgültig auf Österreich verzichte. Ren-ner präferierte erneut eine Donauentente. Mit dem Landes-hauptmann von Niederösterreich Josef Reither versuchte er illusorisch noch eine Koalition zu schmieden, um Doll-fuß zu stürzen. Im Zuge der Februarerhebung wurde Ren-ner am 12. Februar 1934 im niederösterreichischen Landhaus verhaftet. Wegen „Hochverrats“ kam er zuerst ins Polizeige-fangenenhaus, dann ins Landesgericht. Er rechnete mit dem Schlimmsten, hatte von Vorbereitungen zur Erhebung nichts gewusst und warf der Regierung beim Verhör vor, statt ver-fassungsgemäß das beschädigte Parlamentsorgan wieder her-zustellen, dieses für sich usurpiert zu haben. Renner wurde nach 100 Tagen entlassen, im Zuge der Ermordung Dollfuß’ am 25. Juli 1934 wurde er für weitere zwei Tage in Gloggnitz festgehalten.VIII. DIE NAZIS ALS „FEIND VON MORGEN“Anschlussrufe waren immer dann laut geworden, wenn es wirtschaftlich schlecht ging. Mitte der 1920er-Jahre hörte man daher davon nichts, bis die Weltwirtschaftskrise ab 1929 zu ei-ner halben Million Arbeitslosen führte. Die Kapitalistenklasse wagte sich im eigenen Namen nicht mehr in die Öffentlich-keit, bekämpfte aber die Sozialdemokratie mit Pseudosozialis-men. Einen erfolgreichen Versuch dieser Art erblickte Renner im Nationalsozialismus. Hatte Renner noch 1927 in einem Gutachten über die Neugliederung des Reiches dezidiert für den „Anschluss“ plädiert, forderte er drei Jahre hernach die Sozialdemokratie am Parteitag auf, den nationalsozialistischen „Feind von morgen der bisherigen Agitation hinzuzufügen“. In der Genossenschaft warnte er vor NS-Unterwanderung von Faschist*innen, setzte sich für in Italien und Ungarn Verfolgte ein und versuchte, ihnen zu helfen.Anfang 1933 schätzte Renner die Lage in Österreich als völlig verändert ein, löse man sich doch von Deutschland los und seien nur noch die Nazis dafür. Parlamentarisch seien die-se eine „aussichtslose Minderheit“, sie würden allerdings die Heimwehren und Legitimisten radikalisieren. Bei den Nazis ginge es eben hoch her: „Da wurden die Juden gehängt, da rollten die Köpfe der Marxisten … da brach das Dritte Reich an“. Durch den Absolutismus Hitlers habe das Reich Öster-reich verloren. Für Österreich bleibe nur noch die Unabhän-gigkeit und dauernde politische Neutralität als Bestandsnot-wendigkeit. In den letzten Jahren Schuschniggs trat Renner für ein Umdenken der Westmächte ein Er verlangte linke Gesandte für Wien, den Austausch aller italienischen Vorsit-zenden des Völkerbundausschusses durch Briten und knüpf-te Anleihen an die Rückkehr zur Demokratie. In nahezu je-der Arbeiter*innenfamilie, vor allem bei der Jugend, zeige die NS-Propaganda Wirkung. Um Österreichs Unabhängigkeit zu sichern, drängte Renner sogar auf die Einberufung des alten Parteivorstandes. Der Anschluss war für Renner nicht nur pas-sé, ein solcher würde auch seine halbjüdische Familie gefähr-den. Wie armselig scheinen in diesem Licht die gescheiterten Antisemitismusvorwürfe des ehemaligen Salzburger VP-Lan-deshauptmanns Franz Schausberger, der 2012 Parlamentsreden aus den frühen 1920er-Jahren manipulierte und von Ludwig Dvořák entlarvt wurde.


 ZUKUNFT | 11 IX. FLUCHTPLAN MIT HALBJÜDISCHER FAMILIEAls es am 12. März 1938 tatsächlich zum Anschluss durch Adolf Hitler kam, hat Renner keineswegs seine Gesinnung gewechselt und sich deshalb mit seinem „Ja“ in die Öffent-lichkeit gedrängt, nein, Renner ließ sich nicht mitreißen, er kalkulierte und handelte besorgt. Renner buchte auf ei-gene Faust Bahntickets für seine ganze Familie im Schlafwa-gen nach Berlin. Niemand würde annehmen, dass jemand, der aus Deutschland flieht, in dessen Hauptstadt fährt. In Ber-lin hat Renner Zimmer im Hotel Adlon bestellt. Von dort wollte er per Flugzeug nach Schweden fliegen, um seinen jü-dischen Schwiegersohn Hans Deutsch und die halbjüdischen drei Enkelkinder Franziska, Hans und Karl in Sicherheit zu bringen. Da fuhr vor seinem Wohnhaus in der Wiener Taub-stummengasse am 26. März ein schwarzer Mercedes vor, al-len war klar, das muss die Gestapo sein. Renner rechnete mit seiner Verhaftung, doch die Gestapobeamten wollten von ihm das Staatssiegel für den Vertrag von St. Germain von 1919. Da wusste Renners Frau Louise Rat, sie hatte das Siegel in Glog-gnitz in einem Kaffeehäferl in der Küche deponiert.So fuhr man im Gestapowagen zu Renners Zweitwohn-sitz und erwachte aus einem Albtraum. Renner bestellte die Bahntickets und Zimmer ab, aber wie sollte es weitergehen? Wieder musste ein Weg zum Ohr der neuen Machthaber füh-ren! Die Lösung war sein Angebot an den NS-Bürgermeister von Wien, Hermann Neubacher, dem Renner vom Öster-reichisch-Deutschen Volksbund verbunden war, sich für die Anschluss-Volksabstimmung öffentlich einzusetzen. Deshalb schloss er sich dem früheren Wiener Bürgermeister Karl Seitz an, der auf Intervention Neubachers aus der NS-Haft entlassen war und sich dafür bedanken wollte. Dort wurden beide auch vom NS-Vizebürgermeister SA-Brigadeführer Thomas Kozich begrüßt. Darüber hat dieser 34 Jahre später als letzter lebender Zeuge Isabella Ackerl von der Kommission für Zeitgeschichte be-richtet. Kozich schilderte Renner als totalen Hitlerfan. Ren-ner wird dabei als kleiner, dicker, zappelnder Mann charakte-risiert. Weiters erzählte Kozich so, als hätten sich Renner und Neubacher nicht schon lang gut gekannt. Renner wollte in Zeitungen oder auf Plakaten für den Anschluss werben. Auf das Angebot, ein Zeitungsinterview zu geben, habe er mit den erfreuten Worten „Ich bitte darum“ seine Telefonnum-mer hinterlassen.X. RENNERS „JA“ UND EIN NS-MASSENMÖRDER ALS ZEUGEEs gab viele Ja-Erklärungen zum Anschluss, von Genos-sen, dem ehemaligen Bundespräsidenten Michael Hainisch und allen Kirchenleitungen. Kardinal Theodor Innitzer setz-te unter seinen Aufruf handschriftlich „Heil Hitler“ dazu. Während diese alle ihr „Ja“ mit ihrer Loyalität zu Adolf Hit-ler und zum Nationalsozialismus verbanden, erwähnte Ren-ner weder den „Führer“ noch dessen Partei. Vielmehr dis-tanzierte er sich mutig von den undemokratischen Methoden des Nationalsozialismus. Ja, Renner prangerte kurz darauf in der englischen Zeitung The World Review das „brutale Rassen-regime“ an, das vergänglich sei, und bekräftigte, dass er sein „Ja“ bedingungslos gab und keineswegs seine sozialdemokrati-sche Gesinnung geändert habe. Leider glaubte Ackerl Thomas Kozich, der Renners Verhalten als „hitlerbegeistert“ verleum-dete. Im Übrigen hat Kozich seine Akten als Sport- und Ari-sierungsbeamter in der Wiener Magistratsdirektion versteckt, sodass er als erster NS-Schreibtischtäter, der im September 1939 1000 polnische Juden nach Buchenwald verschickte, von denen nur 71 überlebt haben, bis 2010 unentdeckt blieb. Ko-zich wurde 1947 nur für illegale NS-Betätigung und Denunzi-ation zu zehn Jahren Kerker verurteilt. Da Kozichs Gnaden-gesuche um vorzeitige Entlassung von der Polizei wegen des Deliktes der Denunziation nie weitergeleitet wurden, wusste Bundespräsident Renner nichts davon. Theodor Körner be-gnadigte ihn jedoch bei seinem Amtsantritt 1951. An Ren-ner, der ihn „ignorierte“, rächte er sich bei obiger Befragung. Vermutungen, Renner habe mit dem „Ja“ verhaftete promi-nente Sozialdemokrat*innen befreien wollen, hat Renner stets zurückgewiesen. Behauptungen, wegen Renners „Ja“ sei es erst spät, im Herbst 1938, zu Ansätzen des Widerstandes der Revolutionären Sozialisten gekommen, sind falsch, da de-ren Vorstand für die ersten 3 Monate ein Agitationsverbot er-ließ, um ihre 5000 Mitglieder nicht zu gefährden. Genützt hat Renner sein öffentliches „Ja“ 1938 nichts.„Niederdonaus“ Gauleiter Hugo Jury sagte in der Folge zwar zu, dass der jüdische Verwandte in Gloggnitz leben dür-fe, aber HJ-Schlägertrupps verschleppten Deutsch nach Wie-ner Neustadt und traktierten ihn blutig. So floh Renners ge-fährdete Familie nach London, nur Tochter Poldi kehrte kurz vor Kriegsbeginn wieder zurück. Als „Dank“ für sein „Ja“ wurde Renner die Ehrenbürgerschaft von Enzenreith/Glog-gnitz entzogen. Manche seiner Briefe an Freund*innen hät-ten Renner an den Galgen bringen können. Gegenüber Hans Grettler bedauerte es Renner Ende Juli 1944, „dass Stauffen-


 12 | ZUKUNFT ÜBER KARL RENNER. ZU UNRECHT UMSTRITTEN? EINE WAHRHEITSSUCHE VON SIEGFRIED NASKOberg Hitler nicht ganz erwischt hatte“. Im März 1945 fahnde-te ein HJ-Werwolf-Kommando aus Neunkirchen nach Ren-ner, um ihn zu ermorden. In der aktuell nicht veröffentlichten Sudetenbroschüre warf Renner den Alliierten von 1919 vor, dass sie Hitler und Mussolini im Münchner Abkommen ge-währten, was sie ihm damals als Kanzler einer kleinen Demo-kratie verwehrt hatten. Churchills Lob für Hitler im Londo-ner Parlament übertraf Renners „Bewunderung“ bei weitem.Während seiner inneren Emigration in Gloggnitz schrieb Renner seine Lebenserinnerungen An der Wende zweier  Zeiten sowie sein Weltbild der Moderne, eine Art Menschheits-geschichte in klassischen Versen. Wöchentlich musste er sich bei der Polizei melden. Jeden Donnerstag fuhr Renner nach Wien, um sich in Cafés mit alten Parteifreund*innen zu tref-fen. Seit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges war er über-zeugt, dass dieser mit dem Untergang Hitler-Deutschlands enden werde. Seit der Moskauer Deklaration im November 1943 bereitete er sich akribisch auf den Neuanfang eines un-abhängigen Österreichs vor.XI. VON GLOGGNITZ ÜBER HOCHWOLKERSDORF ZU STALINDer betagte Renner wollte überleben, um nach dem sich abzeichnenden Zusammenbruch neuerlich an die Spitze der nunmehr „Zweiten“ Republik zu treten. Am 1. April besetzte die 103. Garde-Schützen-Division der 3. Ukrainischen Front die Stadt. Die Sowjets untersuchten alle Häuser nach deut-schen Soldaten, nahezu niemand verstand wenigstens etwas Russisch. Auf den Straßen wurde geschossen, es gab zahlrei-che Tote und es wurde geplündert. Ein letztes Mal raffte sich Renner auf, um gemäß seinem Dialogprinzip die höchste Au-torität der siegreichen Sowjets zu kontaktieren. Am 03. Ap-ril war Renner bereits am frühen Morgen unterwegs, obwohl es noch unsicher war. Gemeinsam mit zwei gebürtigen Glog-gnitzern und dem aus der CSR stammenden Anton Zampach, der etwas Russisch verstand, bot sich Renner als früherer Staatsgründer den Sowjets an, den Wiederaufbau Österreichs in Angriff zu nehmen. Darüber gaben vorbereitete Briefe in Englisch, Französisch und Lateinisch Aufschluss. Weiters be-schwerte sich Renner über die Bedrohung der Bevölkerung durch die Soldat*innen. Die Kommandantur befand sich in einem von Renner erbauten Genossenschaftshaus. Von dort ging es zu Fuß weiter zum Truppenkommando nach Kött-lach und schließlich per Lastwagen an den ihm unbekannten Bergort Hochwolkersdorf.Auf die Nachricht vom Auftreten Renners hin befahl Sta-lin, man solle Renner vertrauen. Die Sowjets wollten Ös-terreich nicht besetzen, sondern befreien. Sie würden Ren-ner beim demokratischen Wiederaufbau unterstützen. Am 5. April kam es schließlich zur Begegnung mit dem Politoffi-zier Generaloberst Alexander Zeltov und einer Anzahl hoher Offizier*innen. Darüber schrieb Renner hernach in seiner Denkschrift über die Unabhängigkeitserklärung. Aufgrund seiner Erfahrungen in höchsten Staatsämtern erklärte er sei-ne Bereitschaft, an der Abkürzung des Krieges und am Neu-aufbau der Demokratie mitzuwirken. Er lehnte ein Memo-randum an die Rote Armee ab und versicherte, sich generell mit den Sowjets abzustimmen. Die Sozialdemokrat*innen, so Renner, würden mit den Kommunist*innen brüderlich zu-sammenarbeiten. Austrofaschist*innen und Nazis wollte er anfänglich nicht nur von der Mitarbeit ausschließen, für sie sollte das Diktaturrecht in Kraft bleiben. Von Schloss Eich-büchl aus schrieb Renner am 15. April seinen berühmten Brief an den Genossen Stalin mit der Zusicherung, dass die Zukunft Österreichs dem Sozialismus gehöre. Dass er darin auch Feinde Stalins lobend erwähnte, könnte ein Trick zur Vorspiegelung einer Demenz gewesen sein.XII. KONZENTRATIONSREGIERUNG UND OPFERMYTHOSIn Wien fand Renner am 20. April ein bereits intaktes Parteienleben vor. In der Wenzgasse 2 in Hietzing gab er dem Druck der KPÖ nach, der er zwischenzeitlich nur noch zwei Posten hatte geben wollen. Obmann Johann Koplenig wur-de nun einer der drei Vizes, Ernst Fischer wurde Staatsse-kretär für Unterricht und Franz Honner für Inneres. Dieser Konzentrationsregierung gehörten elf Sozialisten, neun ÖVP-ler, sieben KPÖler und zwei Parteilose an. Dabei kontrollier-te jeder jeden. Da in jedem Amt alle drei Parteien vertreten waren, also jeweils der Staatssekretär mit zwei Unterstaatsse-kretären, musste es bei Abstimmungen immer zu einer nicht kommunistischen Mehrheit kommen. Wie am Beginn der Ersten Republik lag auch nun die vollziehende und gesetzge-bende Gewalt in den Händen der Provisorischen Staatsregie-rung, deren Gesetze eigentlich „Verordnungen“ waren. Am 27. April ernannte Marschall Fjodor Tolbuchin die Regierung Renner mit Adolf Schärf, Leopold Figl und Johann Kople-nig als Stellvertreter im Kabinettsrat. In der von Renner ver-fassten Proklamation und Unabhängigkeitserklärung wies der neue Staatskanzler wie schon 1919 jede Schuld Österreichs und seiner Bürger*innen von sich. Der Staat sei scheintot ge-


 ZUKUNFT | 13 wesen, der Zweite Weltkrieg, die NS-Gräuel und Ausgren-zungen seien nur von Hitler und den NS-Organen verursacht worden. Österreich war das von den Nazis zu allererst über-fallene Opfer. Der Anschluss war null und nichtig, Österreich wurde im Geist der Verfassung von 1920 wieder hergestellt. Auf KPÖ-Initiative wurde ein Passus über Österreichs Mitver-antwortung eingefügt. Als die neue Staatsregierung nach ih-rer Konstituierung am 29. April vom Rathaus über den Ring ins zerstörte Parlament defiliert war, versicherte Renner den Wiener*innen die Rückkehr zur Demokratie, ehebaldigste Neuwahlen und eine definitive Regierung.Der Wirkungskreis der neuen Provisorischen Staatsregie-rung erstreckte sich nur auf Wien sowie auf Teile Nieder-österreichs und der Steiermark. Jetzt erst erkannte Renner, dass er nur von Stalin, nicht aber von den Westmächten aner-kannt war. In einer Ansprache am 30. April im Bundeskanz-leramt bezeichnete Renner den endgültigen Verzicht auf den Anschluss „als letztlich befreiend und erlösend“. Es war noch Krieg, erst am 3. Mai betraten die ersten US-Truppen in Tirol österreichisches Gebiet, am 08. Mai kapitulierte NS-Deutsch-land, die Staatsregierung beschloss das NS-Verbotsgesetz. Ren-ner wollte das Kapitel der 700.000 österreichischen Nazis am liebsten ad acta legen, aber es sei eben zu tragisch. Echte Ver-brecher seien strengstens zu bestrafen. Sozialminister Johann Böhm ließ alle NS-Mitläufer*innen längst ins Wirtschaftsleben integrieren. Am 12. Mai sagte Stalin Renner brieflich jede für Österreich notwendige Hilfe zu. Die Rote Armee versorgte ab Juni drei Monate lang die Stadt Wien mit Lebensmittel. Aus Not hielt Renner gemein-sam mit Figl ehemalige KZler, Sudetendeutsche, ja sogar emi-grierte Genoss*innen von einer Rückkehr ab. An Wiedergut-machung war kaum zu denken. Als die Kommunist*innen am 13. Mai Renners Vorschlag einer verfassungsmäßigen Über-gangsregelung ablehnten und dies protokollieren wollten, blieb der Staatskanzler hart, lehnte die Protokollierung ab und stellte diesen den Austritt aus der Regierung frei. Bürokra-tisch wirkte sich allerdings das Kontrollabkommen vom 9. Juli aus, wonach sämtliche Gesetze der alliierten Approbation be-durften. Populär wurde Renners Gleichnis von den vier Ele-fanten, die das Ruderboot Österreich gefährden. Gegen sei-ne eigene Überzeugung und auf Druck von SP-Chef Schärf suspendierte Renner schließlich die Unterzeichnung der von den Sowjets ventilierten bilateralen Erdölgesellschaft. Alle drei Parteien ermahnte der Staatskanzler zu Mäßigung, man solle kooperieren, in drei Monaten schon könne es Wahlen geben.XIII. ÖSTERREICHWEITE ANERKENNUNG UND BUNDESPRÄSIDENTNachdem die westlichen Bundesländer mit Renner Ver-bindung aufnehmen wollten, kam es im September und Ok-tober zu den drei Länderkonferenzen, die als „Rütli in der Herrengasse“ in die Geschichte eingingen. Als Folge davon wurde die Regierung um die westlichen Vertreter, den Tiro-ler Karl Gruber als Außenminister und den Oberösterreicher Josef Sommer als Unterstaatssekretär für die Wahlen erweitert. Als Termin für die NR- und LT-Wahlen wurde der 25. Novem-ber bestimmt. Am 20. Oktober bereits hatte der Alliierte Rat die Regierung Renner als zuständig für ganz Österreich an-erkannt. Zu Recht konnte sich Renner darin sonnen, „dass die Staatsregierung … den Staat in all seinen Grundlagen, die Verwaltungen in all ihren Gliederungen sowie die öffentliche Ordnung in all ihren Instanzen innerhalb von fünf Monaten fertiggestellt“ hat. Rektor Ludwig Adamovich hob bei der Verleihung des Ehrendoktorates den Vorsprung Österreichs beim Wiederaufbau gegenüber etwa Deutschland hervor. Renner war zu einer österreichischen Symbolfigur geworden, dennoch ging aus den NR-Wahlen die ÖVP mit 85 Mandaten als Sieger hervor, gefolgt von der SPÖ mit 76 und der KPÖ mit vier Mandaten. Seinen Rechenschaftsbericht am 19. Dezem-ber ließ Renner mit den Worten ausklingen, das totgesagte Österreich sei unzweifelhaft wiedererstanden und werde ewig stehen. Neuer Bundeskanzler wurde Leopold Figl.Tags darauf wählte die Bundesversammlung Renner zum Bundespräsidenten. In dieser Rolle fiel es ihm schwer, sich auf Repräsentation zu beschränken. Daher musste ihn wie-der Schärf bei seinen Ambitionen bremsen, wollte Renner doch ein Mitspracherecht bei allen möglichen Ernennun-gen auf Bundes- und Landesebene, ja er versuchte die Ein-richtung eines zweiten Ministerrates in der Hofburg. Um die Bevormundung durch die „Besatzungsmächte“ zu beenden, wollte er an der Spitze von Delegationen entweder in deren Hauptstädte oder aber zur UNO nach New York reisen. Ren-ner schlug für Österreich die Neutralität nach dem Vorbild der Schweiz vor. In der UNO erblickte er die nahezu Erfüllung seines Traumes vom Weltstaat. In seiner Amtsführung war al-lerdings nichts mehr von Renners Ambitionen nach moder-nen Methoden zu finden. Wilhelm Miklas’ Amtsmief lebte bei Renner wieder auf, er verkehrte auf Rat seines Kabinett-chefs Klastersky nur mit Gleichgestellten. Aber wie viele da-von gab es überhaupt? Und er hakte alles ab, was ihm seine Beamt*innen vorschlugen.


 14 | ZUKUNFT ÜBER KARL RENNER. ZU UNRECHT UMSTRITTEN? EINE WAHRHEITSSUCHE VON SIEGFRIED NASKOZu seinem achtzigsten Geburtstag brachte Renner noch ein Büchlein mit seinen Gedichten heraus. Gefeiert wur-de ausgiebig, in Neunkirchen erinnerte er sich dabei mit al-ten Genossen wie Oskar Helmer und dem jungen Polittalent Hans Czettel an die Wahlkämpfe 1907 und 1911. Im Kon-zerthaus in Wien feierte ihn die SPÖ unter anderem mit AS-KÖ-Stafetten aus allen Teilen Österreichs. Hans Kelsen hat sich an Karl Renner „als ungewöhnlich begabten und ge-nialen Mann“, der zugleich „ein lebensfreudiger und güti-ger Mensch“ gewesen ist, erinnert. Am 31. Dezember 1950 ist Renner in Wien gestorben. Die Bevölkerung lauschte tags darauf seiner auf Tonband aufgenommenen Neujahrsanspra-che: „Wir lassen uns nimmermehr entmutigen!“ Heute erin-nert noch der „Dr. Karl Renner-Ring“ in Wien an den wohl bedeutendsten Sozialdemokraten Europas in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.PS: Die SPÖ Bildung hat soeben das erste Gespräch ih-rer Videoreihe „zeit-geschichte“ online verfügbar gemacht, in dessen Rahmen Prof. Dr. Siegfried Nasko und der be-kannte Zeithistoriker Dr. Wolfgang Maderthaner erneut die vielschichtige Persönlichkeit Karl Renners beleuch-ten und diskutieren. Das Gespräch findet sich online unter:  https://www.youtube.com/watch?v=7ZAQBTIQmuA (letzter Zugriff: 29.07.2022)  SIEGFRIED NASKO ist Begründer und war langjähriger Leiter des Karl-Renner-Museums für Zeitgeschichte in Gloggnitz. Er hat als Beamter, Kulturstadtrat und Landtagsabgeordneter die Entwicklung St. Pöltens zur Hauptstadt miter-lebt. Als Historiker gestaltete er mehrere Ausstellungen, den Gedenkraum 45 in Hochwolkersdorf sowie das  Museum der Arbeiterbewegung im St. Pöltner Raum.


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 16 | ZUKUNFT SONJA GASSNERALL THE BAD DREAMS THAT YOU HIDE ÖL AUF LEINWAND (2020) 100 X 135 CM


 ZUKUNFT | 17 SONJA GASSNERALL THE BAD DREAMS THAT YOU HIDE ÖL AUF LEINWAND (2020) 100 X 135 CM


 18 | ZUKUNFT DER ANTISEMITISMUS DER POLITISCHEN ELITE IN DER ZWEITEN REPUBLIK VON BARBARA SERLOTHDer Antisemitismus der politischen Elite in der Zweiten RepublikBARBARA SERLOTH untersucht in ihrem Beitrag die Geschichte der Zweiten Republik und ihre hochgradige Kontinuität zum Nationalsozialismus, die durch alle politischen Lager hindurch nachgewiesen werden kann und mit einem manifesten Antisemitismus identisch war und ist. Dabei steht vor allem die politische Elite Österreichs im Blickpunkt der Analyse und der Kritik, da sie den radikalen legislativen Entrechtungsprozess im Nationalsozialismus systematisch verharmloste und so die Entrechtung der Juden und Jüdinnen demokratisch legitimierte.I. EINLEITUNGNach der bedingungslosen Kapitulation des NS-Reiches entschieden sich die Spitzenvertreter der demokratischen Par-teien bei der Konstituierung der Zweiten Republik nicht für einen klaren Neuanfang, sondern für den Opfermythos und das Narrativ der demokratischen Tradition Österreichs, die nur durch die NS-Herrschaft unterbrochen worden sei. Hil-de Weiss betonte, man wollte „beinahe erzwingen, dass der Antisemitismus damit am raschesten von selbst verschwinden“ würde.1Die kaum verschleierten Vorurteile und auch die Diskri-minierungsbereitschaft gegenüber Juden und Jüdinnen im All-tag und im öffentlichen Diskurs spiegelten den Judenhass der Nachkriegszeit wesentlich realistischer wider als die Entschul-dungserzählungen des Opfermythos. Der österreichische An-tisemitismus manifestierte sich letztlich in dem demokratisch legitimierten legislativen Antisemitismus, der sich sowohl in den politischen Diskursen innerhalb der normativen Willens-bildungs- und Normsetzungsprozessen als auch in den Nor-men selbst nachzeichnen lässt. In diesem Sinne schlage ich vor, den demokratisch legislativen Antisemitismus als Vari-ante des Judenhasses und der Diskriminierungsbereitschaft gegenüber Juden und Jüdinnen zu verstehen, der in und durch entsprechende Normen verankert wurde und als des-sen Wortführer vor allem die Mitglieder der politischen Elite anzusehen waren. Zentral ist, dass durch die diskriminieren-den Normen eine nachhaltige Schwächung der Einfluss- und Durchsetzungsmöglichkeiten der Interessen und Anliegen von Juden und Jüdinnen bewirkt wurde. Daher stellt sich die Fra-ge, inwieweit der Gleichheitsgrundsatz durch diese Diskrimi-nierung nicht verletzt wurde.Normen werden oft in ihrem gesellschaftlichen oder juris-tischen Kontext beleuchtet, ohne zu fragen, warum die ent-sprechende Materie legislativ so gelöst wurde, wie sie eben gelöst wurde. Zu fragen ist u. a., wie sich die Entscheidungs-findungsprozesse gestalteten und welche Grundausrich-tung (neben der Sachlösung) bei der Rechtsschöpfung ver-folgt wurde. Von grundsätzlicher Bedeutung ist, dass, auf der Grundlage eines rechtspositivistischen und vor allem wertere-lativistischen Rechtsverständnisses, die persönlichen Wer-te der einzelnen Abgeordneten, die (positiven und negativen) Vorurteile und Abneigungen sowie die ideologische Ausrich-tung in die Analyse der Normsetzungsprozesse als wesentli-cher Faktor aufgenommen werden müssen. Meiner Meinung nach können die Entnazifizierungs- und Restitutionsgesetze nur so verstanden werden.Zur Abklärung: Ich gehe davon aus, dass Demokratie ein politisches System der Selbstregierung jener Gruppe der Bürger*innen ist, die sich als Gleiche anerkennen. Im Wei-teren gehe ich davon aus, dass Juden und Jüdinnen aufgrund des latenten wie auch manifesten Antisemitismus in der lan-gen österreichischen Nachkriegszeit nicht als gleichberechtig-


 ZUKUNFT | 19 te Subjekte im politischen Entscheidungsraum wahrgenom-men wurden. Dies zeigte sich in den Rechtfertigungen der Zurückweisung, wie z.B. in den Verharmlosungsgeschichten, in denen die Flucht aus dem NS-Staat zur Emigration baga-tellisiert wurde, wie auch bei der Verweigerungs- und Ab-wehrpolitik in Sachen Restitution. Hinzukam, dass durch die Weigerung, Juden und Jüdinnen als gleichberechtigte und selbstverständliche Teilnehmer*innen am politischen Diskurs anzuerkennen, sowohl das Opfernarrativ vor den Erinnerun-gen der wahren NS-Opfer als auch die politischen Narrative monopolisiert und damit von den „anderen“ Wahrnehmun-gen abgeschirmt wurden. Die österreichische Selbstwahrneh-mung brachte der ÖVP-Abgeordnete Ernst Kolb (ÖVP) auf den Punkt, als er erklärte: „Österreich hat aber nichts gutzuma-chen, weil es nichts verbrochen hat.“2Bemerkenswert ist, dass die Diskriminierungsnarrati-ve nicht nur vonseiten (ehemaliger) Nationalsozialist*innen3 oder Ariseur*innen in den politischen Diskurs und Entschei-dungsfindungsprozess getragen wurden, sondern als Mehr-heitsmeinung zu verstehen sind, die auch von Politiker*innen geteilt wurde, die nachweislich NS-Opfer waren. Die Frage, welche Wahrnehmungen das Bild der Juden und Jüdinnen be-stimmten, wie diese erzeugt und aufrechterhalten wurden und welche Konsequenzen damit verbunden waren, können in der vorliegenden Skizze nicht erörtert werden. Nichtsdestotrotz möchte ich auf sie verweisen.II. ENTNAZIFIZIERUNG – NAZIFREUNDLICHKEIT ALS POLITISCHES SELBSTVERSTÄNDNIS DER NACHKRIEGSZEITDie Empathie der politischen Eliten gegenüber den „Ehemaligen“ und ihr frühes Werben um diese Wähler*innengruppe muss als stimmiges Äquivalent zum Op-fernarrativ verstanden werden. Die rein formale Entnazifizie-rung diente gleichzeitig der Untermauerung des Opfernar-rativs und stand im Einklang mit der Verweigerungshaltung gegenüber Juden und Jüdinnen.Die Stenographischen Protokolle der provisorischen Re-gierung lassen erkennen, dass diese ein hartes und klares Vor-gehen gegenüber Mitgliedern der NSDAP und ihrer Vorfeld-organisationen beabsichtigte und entsprechende Normen im Sinn hatte. Eindeutige Entnazifizierungsbestrebungen signali-sierten auch die Urteile der Volksgerichtshöfe, die engagiert arbeiteten und bis ins Jahr 1946 harte Urteile fällten.4 Dem anfänglichen Engagement standen jedoch rasch politisch hö-here Ziele entgegen. Im außenpolitischen Bereich waren dies vor allem Bestrebungen, die staatliche Souveränität und damit den Staatsvertrag zu erreichen. Mit diesen Bestrebungen war wiederum die Absicherung des Opfermythos verbunden. In-nenpolitisch fokussierten sich die politischen Parteien vor al-lem auf wahl- und machttaktische Überlegungen. Dies hat-te u. a. zur Folge, dass für die politischen Parteien im Bereich der Entnazifizierungs- und Restitutionspolitik die Mitglieder-rekrutierung in der Gruppe der „Ehemaligen“ de facto zum Maß aller Dinge wurde.Als Markstein für die Einstellung der politischen Elite ge-genüber den „Ehemaligen“ und der NS-Vergangenheit eines Teils der Zivilbevölkerung kann das „Verbotsgesetz 1945“ an-gesehen werden, das den Umgang mit NS-Parteimitgliedern regelte. Mit ihm wurde das Verbot der nationalsozialistischen Politikarchitektur für die Nach-NS-Zeit verankert, die soge-nannten „Illegalen“ definiert und die Registrierungspflicht für Nationalsozialist*innen geregelt. Mit §27 wurde jedoch auch die Möglichkeit des Ansuchens auf Befreiung von der Registrierungsverpflichtung eröffnet.5 Als Umgehungskons-trukt gegen eine ehrliche Entnazifizierung fand der "recht-schaffene Nazi" Eingang in die österreichische Normsetzung und die politischen Narrative. Aufgrund der genannten Be-stimmung konnten Personen, die trotz ihrer „Zugehörig-keit zur NSDAP oder einem ihrer Wehrverbände [SS, SA, NSKK, NSFK]“ diese „niemals missbraucht“ hatten und durch deren „Verhalten noch vor der Befreiung Österreichs auf eine po-sitive Einstellung zur unabhängigen Republik Österreich mit Sicherheit“6 zu schließen war, von der Registrierungspflicht ausgenommen werden. Entscheidungsgremium für die Be-freiung war die provisorische Staatsregierung. Allen Opfern des Nationalsozialismus musste die Ausrichtung des politi-schen Willens mit diesem Schritt endgültig klar gewesen sein.Für die formale Entnazifizierung wurde angestrebt, die Amnestiegesetzgebungen rasch abzuschließen. Vor allem mit der Minderbelastetenamnestie im Jahr 1948 und dem Gna-denerlass 1949 durch den Bundespräsidenten wurden Schritte eingeleitet, um die „Ehemaligen“ zu entlasten.Einer der drastischsten Versuche, die Gesetzgebung zu-gunsten der Täter*innen zu gestalten, war der 1950 von den Abgeordneten der Regierungsfraktionen SPÖ und ÖVP einge-brachte Initiativantrag „betreffend ein Bundesgesetz über den Härteausgleich in Rückstellungsfällen und die Errichtung ei-nes Härteausgleichsfonds“.7 Beabsichtigt war, mit diesem An-


 20 | ZUKUNFT DER ANTISEMITISMUS DER POLITISCHEN ELITE IN DER ZWEITEN REPUBLIK VON BARBARA SERLOTHtrag das 3. Rückstellungsgesetz (3. RStG) soweit zu verändern, dass die sogenannten „Rückstellungsbetroffenen“ wenig bis keine Konsequenzen zu befürchten gehabt hätten. Die bei-den Koalitionsparteien beabsichtigten z.  B. die Erkenntnisse der Rückstellungskommission für Betriebe aufzuheben und neu verhandelbar zu gestalten, die vor dem März 1938 be-reits ernsthafte wirtschaftliche Schwierigkeiten hatten. In Ar-tikel II § 2 wurde die Enteignungsmöglichkeit im Sinne der Ariseur*innen geregelt, wobei bereits der fehlende Nachweis der „fachlichen Eignung zur Führung einer Land- und Forst-wirtschaft“ oder jener, dass eine solche nicht vom Rückstel-lungsberechtigten „persönlich bewirtschaftet“ wurde, eine Rückgabeforderung verunmöglicht hätte. Die Enteignung sollte „gegen angemessene Entschädigung“ erfolgen. In Art. III wurde die Konstruktion eines Härteausgleichsfonds vor-geschlagen. Dieser sollte aus sogenannten erblosen Mitteln gespeist werden und für die Opfer des NS-Terrorregimes fi-nanzielle Erleichterungen bringen. In § 3 Abs. 2 Z 4 wur-den allerdings die „zur Rückstellung verpflichteten Erwer-ber, die Regeln des redlichen Verkehrs eingehalten haben“ als Begünstigte aufgenommen. Durch diese Regelung hätte eine Unzahl der sogenannten Rückstellungsbetroffenen Zugang zu finanziellen Hilfen aus diesem Fonds erhalten.Der Initiativantrag sorgte für diplomatische Verstimmung zwischen den Alliierten und der österreichischen Bundesre-gierung. Letztere hatte versichert, dass vor der parlamenta-rischen Sommerpause keine erwähnenswerten Anträge im Nationalrat eingebracht werden würden. Vor allem die US-Amerikaner*innen zeigten sich ob dieses massiven Wort-bruchs erbost. Walter C. Dowling8 sprach von einem „un-verfrorenen Vorstoß“ seitens der österreichischen Regierung und bezweifelte indirekt die österreichische Paktfähigkeit. Vizekanzler Schärf (SPÖ) verwies in seiner Erklärung auf die Nichtzuständigkeit der Bundesregierung und einen Allein-gang des Nationalrates. Er vergaß zu erwähnen, dass er nicht nur Vizekanzler, sondern auch Klubobmann der SPÖ-Parla-mentsfraktion und damit über den Initiativantrag informiert war. Auch Bundeskanzler Figl musste als ÖVP-Parteiobmann diesen genehmigt haben. Bei politisch sensiblen oder bedeut-samen Gesetzesanträgen muss davon ausgegangen werden, dass diese den höchsten Parteigremien genehmigungspflichtig vorzulegen waren und auch interne Diskussionen stattfanden. Hinzu kommt, dass die Verschränkung zwischen Bundesre-gierung und Nationalratsklubs zu diesem Zeitpunkt wesent-lich ausgeprägter war als heute. Dies ergab sich schon allein durch den Umstand, dass die Bundesminister zu diesem Zeit-punkt auch Nationalratsabgeordnete waren. Hinzu kamen die genannten Doppelfunktionen, wie ebenjene von Schärf. Ins-gesamt ist der Initiativantrag 35/A ein Beispiel für die politisch beträchtliche und diplomatisch beinahe verwegene Bereit-schaft der politischen Elite, Täter*innen begünstigende Nor-men zu erlassen.III. DIE MARGINALISIERUNG DES LEIDS UND DER SHOAHDie Rückgabe- oder Wiedergutmachungspolitik musste zwangsweise durch entsprechende Normen geregelt werden, wobei die Aufspaltung in Restitutions- und Rückgabegeset-ze von zentraler Bedeutung war.9 Die Unterscheidung ma-nifestiert die Einstellung zur Legitimität der Ansprüche. Mit den Rückgabegesetzen wurde ausschließlich das im Zeitraum von 1933 bis 1938 entzogene Vermögen geregelt. Der zeitli-che Rahmen dokumentierte nicht nur das Selbstverständnis, dass alle gesetzlichen und menschlichen Übergriffe, die wäh-rend des Nationalsozialismus erfolgten, nichts mit dem öster-reichischen Staat und seiner Verantwortung zu tun hatten.10 Er ließ auch zu, dass die politischen Parteien, die davon unzwei-felhaft betroffen waren, maßgeschneiderte Gesetze für sich er-lassen konnten, ohne Präjustizfälle für die Rückgabe der Ver-mögenswerte von Juden und Jüdinnen zu erzeugen.Entsprechende Narrative bestimmten nach 1945 die zuge-hörigen Diskurse. So betonte Ernst Kolb (ÖVP) bereits im Mai 1946 in einer außerordentlich gewagten Interpretation der NS-Arisierungspolitik, dass die Rückerstattung von Vermögens-werten nur zweitrangig das arisierte Eigentum von Juden und Jüdinnen betreffen würde. Kolb führte u. a. aus, dass die erste Anspruchsberechtigte die Republik Österreich sei, „denn ein erheblicher Teil all des Vermögens, das in den vergange-nen sieben Jahren den Eigentümer wechseln musste, gehörte dem österreichischen Staat. Man hat zur Zeit des Nationalsozialismus absichtlich viel von Arisierung gesprochen, um zu vertuschen, dass weitaus der größere Teil alles entzogenen Vermögens nicht aus ras-sistischen, sondern aus politischen Gründen weggenommen wurde. Hauptsächlich handelte es sich da um Österreicher, weshalb man nicht gut vorschützen konnte, man legte volksfremdes Eigentum in die Hände des Volkes, denn es wurde ja bodenständiges Ei-gentum von Österreichern in fremde Hände gespielt. Um das zu verdecken, erfand man das Schlagwort der Arisierung; tatsächlich handelte es sich nur bei einem Teil des entzogenen Vermögens um Arisierungen.“11


 ZUKUNFT | 21 Kolb, der als Bundesminister für Handel und Wiederauf-bau und danach als Unterrichtsminister den Regierungen Figl I bis III sowie Raab I angehörte und ab 1959 eine Professur in Innsbruck innehatte, war keine zentrale Figur in der ÖVP der Nachkriegszeit, allerdings auch keine Randfigur. Seine Rede kann daher als durchaus aussagekräftig hinsichtlich der Main-stream-Meinung innerhalb der ÖVP angesehen werden. Der politische Wille, der in die Norm gegossen werden sollte, ist nicht schwer herauszuschälen. Der offene Antisemi-tismus in Kolbs Rede ist allerdings überraschend. Juden wur-den in Kolbs Darstellung der NS-Enteignungspolitik auf der ei-nen Seite explizit aus der österreichischen Wir-Gemeinschaft ausgeschlossen. Auf der anderen Seite wurden die Restitu-tionsforderungen von jüdischer Seite indirekt als überzogen und kontrafaktisch dargestellt. Die antisemitischen Stereoty-pe über die jüdische Geldgier wurden damit eindeutig be-dient und tradiert. Kolbs Rede ist ein vollendetes Beispiel für das Legitimationsdefizit hinsichtlich der Rückgabeforderun-gen des arisierten Vermögens, das nach 1945 zur Infragestel-lung der Restitutionsansprüche forciert wurde.Dass Kolb den Nationalsozialisten eine Art Verschleie-rungstaktik bei ihrer Raubpolitik unterstellte, dokumentiert nicht nur seine skurrile Wahrnehmung, sondern vor allem auch die Neuerzählungsstrategie der Arisierung und der Sho-ah, wie auch die Marginalisierungsstrategie gegenüber dem Opferstatus der Juden und Jüdinnen.Mit der breiten Opferharmonisierung wurde ein entschei-dender Faktor der Täter*innen-Begünstigung in den politi-schen Diskurs und Normsetzungsprozess eingeführt. Die-se bestand nicht nur in der zwangsweisen Verharmlosung des Leids und des Vernichtungsdrucks der Juden, sondern gleich-zeitig in der Überhöhung und Gleichsetzung des Krieges an sich als Äquivalent zur Shoah.ANTISEMITISMUS IN ÖSTERREICH NACH 1945 HG. VON MARC GRIMM UND CHRISTINA HAINZL Leipzig: Hentrich & Hentrich 364 Seiten | € 24,90 ISBN: 978-3-95565-469-6 Erscheinungstermin: Februar 2022IV. DIE UNGELIEBTE RESTITUTIONSPOLITIKFür die Restitutionspolitik war neben den Verzögerungen und Verweigerungen eine ausgeprägte Aufsplitterung der Ma-terie bezeichnend. Letzteres bewirkte naturgemäß eine zu-sätzliche Hürde für die Opfergruppen. Zum Teil muss dies als bewusste politische Strategie gewertet werden.12 Vor allem die Normalitätsannahme bei den erzwungenen Verkäufen stellte eine neuerliche, nachhaltige Diskriminierung der Opfer dar.Für die Mehrheit der Restitutionsfälle war das 3. RStG13 ausschlaggebend. Das Gesetz war schonend auf die Bedürfnis-se der Ariseur*innen ausgerichtet. In § 2 Abs. 1 wurde gere-gelt, dass „eine Vermögensentziehung im Sinne des § 1 (1), [vorliegt], wenn der Eigentümer politischer Verfolgung durch den Nationalsozialis-mus unterworfen war und der Erwerber des Vermögens nicht dartut, dass die Vermögensübertragung auch unabhängig von der Machter-greifung des Nationalsozialismus erfolgt wäre.“14


 22 | ZUKUNFT DER ANTISEMITISMUS DER POLITISCHEN ELITE IN DER ZWEITEN REPUBLIK VON BARBARA SERLOTHIm Weiteren wird in Abs. 2 geregelt, dass „in anderen Fällen eine Vermögensentziehung insbesondere nicht vor[liegt], wenn der Erwerber dartut, dass der Eigentümer die Per-son des Käufers frei ausgewählt und eine angemessene Gegenleis-tung erhalten hat oder dass die Vermögensübertragung auch un-abhängig von der Machtergreifung des Nationalsozialismus erfolgt wäre.“15 Der Gesetzestext geht demnach eindeutig von der mög-lichen Freiwilligkeit des Verkaufenden aus. Eine Grundsatz-haltung, die vor allem in der Kunstrestitution eine nach-haltige Diskriminierung der ehemaligen Besitzer*innen bewirkte, wobei die Interpretation der Freiwilligkeit ih-rerseits eine eindeutige Begünstigung der sogenannten Erwerber*innen darstellte.Die an der Entstehung der Gesetzesentwürfe beteilig-ten Jurist*innen, die in den meisten Fällen die radikale Ent-rechtung der Juden und Jüdinnen bewusst miterlebt hatten, blendeten diese umfassend aus, was ihnen erlaubte, von ei-ner Gleichheitskonstellation zwischen Verkaufenden und Kaufenden auszugehen. Dies muss als konsensfähiger poli-tischer Wille angesehen werden, wie die Ausführungen des SPÖ-Abgeordneten Otto Tschadek verdeutlichen. Er trug vor, dass die Rechtsgeschäfte „mit dem Stempel der Nich-tigkeit versehen“16 waren, allerdings „bei den Beratungen nicht übersehen [wurde], dass die Fälle natürlich verschie-denartig gelagert sein können,“17 wobei er darauf hinwies, dass Käufer*innen „von den Verfolgten selbst gebeten wur-den, den Kaufvertrag zu tätigen“, um mit dem so rekrutierten Geld „rechtzeitig über die Grenze fliehen zu können“18. Seine Conclusio des politischen Willens lautete: „Wir haben daher in diesem Gesetz die Auffassung verankert, dass bei gewissen Arten dieser Rechtsgeschäfte der Grundsatz des redlichen Verkehrs angewendet werden soll und der Entzieher, rich-tiger der Erwerber des entzogenen Vermögens, nach den Bestim-mungen des Bürgerlichen Gesetzbuches wie ein redlicher Besitzer zu behandeln ist. Dies ist ein Akt der Erkenntnis, unter welchen Umständen sich eben das Leben in diesem traurigen Kapitel der Vergangenheit abgespielt hat.“19Tschadek war während des Nationalsozialismus Jurist und Marinerichter in Kiel und fällte auch Todesurteile. Gesichert ist, dass er mit den NS-Gesetzen vertraut sein musste. Die „Verordnung über den Einsatz des jüdischen Vermögens“20, die in § 14 das Verbot für Juden regelte, „Gegenstände aus Gold, Platin oder Silber sowie Edelsteine und Perlen zu er-werben, zu verpfänden oder freihändig zu veräußern“, muss-te ihm und anderen Jurist*innen genauso bekannt gewesen sein wie die „Verordnung über die Anmeldung des Vermö-gens von Juden“21, mit der die Anmeldungsverpflichtung für Vermögen von Juden geregelt wurde. Hinzu kamen die diver-sen und vielfältigen Sonderabgaben und Steuerregelungen für Juden und Jüdinnen, die alle zusammen auf die Vernichtung der ökonomischen Existenz der jüdischen Bevölkerung aus-gerichtet waren.Gabriele Anderl und Dirk Rupnow weisen im Zusammen-hang mit der Aufarbeitung der Rolle der „Zentralstelle für jü-dische Auswanderung“ darauf hin, dass die „Verknüpfung der Auswanderung bzw. Vertreibung einerseits und der Deporta-tionen andererseits mit dem Aspekt des Vermögensentzugs“22 im Zusammenhang zu sehen ist und einen „wesentlichen Teil der antijüdischen Politik der Nationalsozialisten“23 darstellt. Zentral ist hierbei, dass die radikale Entrechtungs- und Berau-bungspolitik gegenüber Juden und Jüdinnen nicht nur nicht geheim gehalten wurde, sondern wesentlicher Teil der Pro-paganda des NS- Terrorregimes war. Allerdings musste allein der massive Anstieg an Hausrat, Kunst- und Wertgegenstän-den etc., die ab März 1938 im Dorotheum erwerbbar waren, als auffällig und bedenklich gewertet werden.Diese Auffälligkeit wurde in der Rückstellungsgesetzge-bung weitestgehend negiert. Den historischen Tatsachen und eigenen Kenntnissen zum Trotz verankerte die politische Elite den redlichen Erwerb nicht als Ausnahme, sondern vielmehr als Normalfall. Gemäß dem von Tschadek (SPÖ) erzählten Narrativ wurden jene Arisierungen, die mit einem Kaufakt einhergingen, in den überwiegenden Fällen als normaler Ver-äußerungsprozess aufgefasst:„Wurden bewegliche Sachen in einer öffentlichen Versteigerung oder außer einer solchen im Zuge eines Exekutions- oder Konkursver-fahrens oder von einem zu diesem Verkehre befugten Gewerbsmann oder gegen Entgelt von jemandem erworben, dem sie der Eigentü-mer selbst zum Gebrauche, zur Verwahrung oder in was immer für einer Absicht anvertraut hat, so gelten sie nur dann als im Sinne des § 1 Abs. 1 entzogen, wenn der Erwerber wusste oder wissen musste, dass es sich um entzogenes Vermögen gehandelt hat.“24Sämtliche Transaktionen des Dorotheums fielen nach den Regelungen der Nachkriegszeit nicht darunter – was sich 


 ZUKUNFT | 23 auch anhand der verweigerten Kunstrestitution dokumentie-ren lässt. Die Normsetzung der Zweiten Republik verharm-loste demnach nicht nur den radikalen legislativen Entrech-tungsprozess im Nationalsozialismus, sondern tradierte die Diskriminierung der Juden und Jüdinnen in das demokrati-sche Normsystem der Zweiten Republik.V. DIE KUNSTRESTITUTION – NORMEN UND DE-REN INTERPRETATIONEin besonderes Kapitel innerhalb der Restitutionspolitik muss der Kunstrestitution eingeräumt werden. Neben der mit Kunstobjekten verbundenen Manifestation von Macht und Ansehen war dies vor allem dem österreichischen Normen-system geschuldet. Das Interesse des Staates (nicht nur des ös-terreichischen) an Kunstgegenständen spiegelte sich u.  a. in den Ausfuhrverboten wider. So wurde in Österreich ein sol-ches bereits im Jahre 1918 erlassen, wobei 1923 die Ausnah-men geregelt wurden. Nach 1945 war es ein starkes Instru-ment in den Restitutionsverhandlungen des österreichischen Staates mit den Arisierungsopfern. Eine weitere Problema-tik ergab sich durch den Charakter der Kunstgegenstände, die in den allermeisten Fällen mobile Gegenstände sind, womit ihr rechtmäßiger Erwerb mit der Frage des redlichen Erwerbs bzw. der Freiwilligkeit verbunden ist. Damit kausal verbunden ist die allgemeine Verjährungsfrist von 30 Jahren, die letzt-lich besonders nachhaltig wirkt. Neben diesen starken Nor-men wurden noch kleinere „Fallen“ während der Entste-hung der Restitutionsgesetzgebungen konstruiert. So wurde im Nichtigkeitsgesetz25 im Jahre 1946 in § 2 festgeschrieben, dass die „Art der Geltendmachung und der Umfang der An-sprüche“ durch ein eigenes Gesetz geregelt werden solle. Die-ses Gesetz wurde allerdings nie erlassen. Ein weiteres Problem stellten höchstgerichtliche Entscheidungen dar, die von der Politik zur Kenntnis genommen wurden, obwohl ein Gegen-lenken möglich gewesen wäre und ist. Hier sei auf die enge Interpretation von § 875 ABGB26 durch den OGH im Jahre 1946 hingewiesen. Der OGH ging davon aus, dass bei Arisierungs-geschäften der Zwang der Situation dem Verkäufer in einem konkreten Verkauf nachgewiesen werden müsse. Eine spezi-fische Restitutionsgesetzgebung hätte auf diese Rechtspre-chung reagieren können.Die Kunstrestitution, die bis 1969 vor allem in entspre-chend anzuwendenden Regelungen der sieben Rückstel-lungsgesetze eine rechtliche Grundlage hatte, wurde mit dem Ersten Kunst- und Kulturbereinigungsgesetz (BGBl 294/1969) von der Normaufsplitterung befreit und einer Aufbereitungs-arbeit (Listenerstellung der Objekte) zugeführt. Ohne hier auf die unterschiedlichen Ereignisse eingehen zu können, die zu den weiteren Normsetzungen führten, sei auf den reaktiven Charakter der Normsetzungsprozesse hingewiesen, dem zu-meist internationale Diskussionen (Die goldene Adele/Wally) vorangegangen waren.Österreich, das sich als treuhändischer Verwalter der „Res-titutionsmasse“ verstand, beabsichtigte nach Aussagen des da-maligen Leiters des Bundesdenkmalamtes, Otto Demus, im Jahr 1948, die herrenlosen Objekte in das Staatseigentum nicht überzuleiten. Dieses Vorhaben wurde in § 7 des besagten Ge-setzes gegenteilig geregelt, wobei das Zweite Kunst- und Kul-turbereinigungsgesetz (BGBl 2/1986) aufgrund der internatio-nalen Diskussion nach der Veröffentlichung von Decker über die Raubkunst in Österreich zwangsweise durch ein größeres Entgegenkommen gegenüber den ehemaligen Besitzer*innen bzw. deren Erb*innen charakterisiert war.Festzuhalten ist, dass es Kunstrestitutionen sehr wohl gege-ben hat und diese auch auf der Grundlage der sieben Rück-stellungsgesetze erfolgten. Gleichzeitig ist gerade in diesem Bereich anzumerken, dass die reale Restitutionspolitik die ge-gebenen Normen zugunsten der Bestandswahrung einsetz-te. Restitutionen wurden einerseits von Widmungen und Schenkungen abhängig gemacht, andererseits mit sofortigen Ausfuhrverboten belegt. Dabei wurde die Aufhebung dieser wieder mit Widmungen/Schenkungen in einen kausalen Zu-sammenhang gestellt.VI. EIN ANRISS DER REALITÄT IN DER KUNSTRESTITUTIONWidmungen und Schenkungen wurden als „vertrauens-bildende Maßnahme“ oder aus „vorauseilendem Gehorsam“ vorgenommen, mitunter wurden sie direkt eingefordert und manchmal setzten sich die Betroffenen oder auch ihre Erben gegen diese neuerliche Enteignung zur Wehr. Beispiele dafür sind u. a. die umfangreichen Restitutionsverhandlungen mit den Familien Rothschild und Lederer. Felicitas Kunth führt an, dass die Ausfuhrabgabe 10  % des Wertes jener Objekte umfasste, die außer Landes gebracht werden sollten. „Wis-send, dass die Rothschilds, die während des Dritten Reichs ihr gesamtes Vermögen verloren hatten, nicht in der Lage wa-ren, diese Abgaben zu leisten, baute man auf eine Bezahlung in Form von freiwilligen Schenkungen“27. Rothschilds Wit-


 24 | ZUKUNFT DER ANTISEMITISMUS DER POLITISCHEN ELITE IN DER ZWEITEN REPUBLIK VON BARBARA SERLOTHwe sah sich, wie Kunth anmerkt, gezwungen, „dem Kunst-historischen Museum insgesamt 83 Kunstobjekte zu widmen und 70 Musikinstrumente zu leihen. Die Widmungen be-trafen die Gemäldegalerie (sieben Objekte) und die Samm-lung alter Musikinstrumente (vier Objekte)“28. Als 1952 die Sammlung restituiert wurde, waren 207 Widmungen und 70 Leihgaben zugunsten der österreichischen Museen getätigt worden.29 Noch 1982 wurde von der Direktion des Kunsthis-torischen Museums darauf hingewiesen, dass die Auflagen der Kunstausfuhrbestimmungen „in Anbetracht des persönlichen Schicksals der Betroffenen“30 aufgehoben worden waren und sich als „Gegenleistung“ eine Übertragung einiger Bilder in das Eigentum der Republik Österreich ergab, womit die Bil-der „somit völlig rechtmäßig in deren Eigentum“31 gelang-ten. Dass die Eigentümer keine andere Wahl hatten, um einen geringen Teil ihres ehemaligen Eigentums wiederzuerlangen, wurde dabei völlig ausgeblendet. Erst die Aufarbeitung durch den Fachbeirat unter Ernst Bacher, der die vollständige Rück-gabe der Kultur- und Kunstgegenstände empfahl, führte dazu, dass die „Widmungen“ an die Erben der Familie Rothschild übergeben wurden.32Im Falle der Familie Lederer sind ähnliche Vorgangsweisen aufzuzeigen. August und Serena Lederers33 Klimt- und Schie-le-Sammlungen galten als herausragend und beinhalteten u. a. den berühmten Beethovenfries und das Bild „Apfelbaum II“.34 Dementsprechend umfassend waren die Restitutionsforde-rungen vonseiten ihres Sohnes Erich Lederer, der für sich und seinen Bruder Fritz die Verhandlungen führte.VII. DIE AUFRECHTERHALTUNG DER RECHTLICH ABGESICHERTEN ÜBERVORTEILUNGMit der Novelle zum Bundesgesetz über die Rückgabe von Kunstgegenständen an die Österreichischen Bundesmuse-en und Sammlungen (BGBl 117/2009) wurde durch § 1 die Verknüpfung von Ausfuhrverboten mit Restitutionsbewilli-gungen zugunsten der Restitutionsbegünstigten geregelt, was zwar eine Verbesserung für die Erben bedeuten kann, aller-dings nicht zwangsweise muss. Dies begründet sich durch eine im Kunstrückgabegesetz (KRG) 1998 verankerte Regelung. Als rückgabeermächtigt wurden die zuständigen Minister*innen und als beratendes Organ wurde der Kunstrückgabebeirat ins-talliert, wobei die Praxis zeigt, dass die Bundesminister*innen nie von dessen Empfehlungen abwichen. Private Sammlun-gen wurden in die gesetzlichen Regelungen nicht inkludiert, womit auch die Stiftung Rudolf Leopold ausgeklammert blieb. Im Fall des Beethovenfrieses entschied der Beirat ge-gen eine Rückerstattung, da er den „engen Zusammenhang“ nicht gegeben sah.35Es ist beinahe zynisch, dass die Eigentümer und deren Er-ben noch immer über keinen Rechtsanspruch auf Kunstres-titution verfügen. Durch die allgemeine Verjährung nach 30 Jahren ist es für die Republik Österreich in Fällen der Kunst-restitution einfacher, ein Konstrukt des guten Willens, ab-gesichert mit der Reputation der Beteiligten (Beirat), auf-zubauen, als einen umfassenden Umbau des Rechtssystems zu wagen. So nachvollziehbar diese unausgesprochene Hal-tung auch ist, bleibt sie trotz allem inakzeptabel. Die Rück-gaben oder Nichtrückgaben stehen im Ermessensspielraum eines Beirates sowie der zuständigen Minister*innen. Dies be-deutet, dass die Rückstellungseinfordernden keine Parteien-stellung haben und de facto Bittsteller*innen bleiben. Es be-deutet aber auch, dass Fehlentscheidungen nicht rückgängig gemacht werden können, wie dies im Falle des Bildes „Ap-felbaum II“ dokumentiert wurde.36 Die Republik Österreich schenkt die Kunstobjekte den Restitutionseinfordernden, sie restituiert sie nicht. Damit verbunden ist, dass die Rückgabe der geraubten Objekte kein Anrecht ist, sondern ein Gnaden-akt seitens der Republik Österreich.VIII. FAZITDie kurze Darstellung zeigt in Grundzügen, dass erstens die antisemitischen Stereotype der politischen Elite die Ent-rechtung der Juden und Jüdinnen demokratisch legitimiert le-gislativ tradierte. Dies ist als eine Variante des antisemitisch be-gründeten Entrechtungs- und Beraubungsselbstverständnisses unter demokratischen Rahmenbedingungen zu werten. Hand in Hand ging die neuerliche Diskriminierung mit der Tradie-rung antisemitischer Stereotype und der Verharmlosung des radikalen Entrechtungs- und Vernichtungsantisemitismus im Nationalsozialismus. An einer Aufarbeitung der Beteiligung der österreichischen Bevölkerung an der Shoah und den Ari-sierungen war man nicht interessiert. Ebenso wenig sprechen die gesetzten Normen für den Willen einer korrekten Res-titutionspolitik. Für die Kunstrestitution bedeutet dies, dass trotz einer veränderten Einstellung gegenüber dem Kunstraub wesentliche Normen fehlen, wie eben der Umstand, dass die ehemaligen Besitzer*innen und ihre Erb*innen über keinen Rechtsanspruch auf Rückgabe verfügen und als Bittsteller auf den Schenkungsakt der Republik Österreich warten müssen. Weiters ist die Aufarbeitung der Widmungen und Schenkun-


 ZUKUNFT | 25 gen, die im Zuge der Restitutionsverhandlungen aufgrund der Ausfuhrsperre von den Erben oder Besitzer*innen getätigt wurden, anzuführen. In diesem Punkt wurden zum Teil be-denkliche Verhandlungsmitteln eingesetzt, die zum Ziel hat-ten, die Anzahl der letztendlich restituierten Kunstgegenstän-de so gering wie möglich zu halten.  Endnoten1  Weiss, Hilde (1983): Antisemitische Vorurteile in Österreich, Wien: Braumüller, 12  Stenographische Protokolle, 14. Sitzung des Nationalrates, V. GP, 15. Mai 1946, 186.3  Im Folgenden wird der Begriff „Ehemalige“ für diese Gruppe ver-wendet werden.4  Vgl. Butterweck, Hellmut (2019): Nationalsozialisten vor dem Volks-gericht Wien. Österreichs Ringen um Gerechtigkeit 1945–1955 in der zeitgenössischen öffentlichen Wahrnehmung, Innsbruck/Wien/Bo-zen: StudienVerlag.5  StGBl. Nr. 13/1945.6 Ebd.7  35/A, eingebracht von den Abgeordneten Toncic, Mark, Scheff, Probst, Hartmann, Mentasti und Genossen, Stenographische Proto-kolle, 30. Sitzung des Nationalrates, VI. GP, 14. Juli 1950, 1035.8  Dowling war stellvertretender Hoher Kommissar der USA für Öster-reich.9  Das Kunstrückgabegesetz muss als eigenständiger Problembereich verstanden werden.10  Vgl. Serloth, Barbara: Nach der Shoah. Politik und Antisemitismus in Österreich nach 1945, Wien/Berlin: Mandelbaum, [FN 15], 48ff.11  Stenographische Protokolle, 14. Sitzung des Nationalrates, V. GP, 15. Mai 1946, 186.12  Vgl. Serloth: Nach der Shoah, [FN 15], 79ff.13  Bundesgesetz vom 6. Februar 1947 über die Nichtigkeit von Vermö-gensentziehungen (Drittes Rückstellungsgesetz), BGBl. Nr. 54/1947.14 Ebd.15  BGBl. Nr. 54/1947.16  Stenographische Protokolle, 44. Sitzung des Nationalrates, V. GP, 6. Februar 1947, 1225.17 Ebd.18 Ebd.19 Ebd.20  RGBl. I. 1938, 1709ff.21  RGBl. I. 1938, 414f.22  Anderl, Gabriele/Rupnow, Dirk (2004): Die Zentralstelle für jüdische Auswanderung als Beraubungsinstitution, Wien/München: Olden-bourg, 14.23 Ebd.24  BGBl. 54/1947.25  BGBl. 106/1946.26  § 875 ABGB „Ist einer der Vertragschließenden von einem Dritten durch List oder durch ungerechte und gegründete Furcht zu einem Vertrage bewogen; oder zu einer irrtümlichen Erklärung veranlasst worden; so ist der Vertrag gültig. Nur in dem Falle, dass der andere Teil an der Handlung des Dritten teilnahm oder von derselben offen-bar wissen musste, kommen die §§ 870 bis 874 zur Anwendung“, on-line unter: https://www.jusline.at/gesetz/abgb/paragraf/875 (letzter Zugriff: 20.06.2022).27  Kunth, Felicitas (2006): Die Rothschild’schen Gemäldesammlungen in Wien, Wien: Böhlau, 100.28  Ebd. 103.29 Ebd.30  Zitiert nach Kunth: Die Rothschild’schen Gemäldesammlungen (FN 40), 105.31 Ebd.32  Ebd. 106.33  Die Schwestern von Serena Lederer waren Jenny Steiner und Aranka Munk. Die Kinder von August und Serena waren Erich und Fritz Le-derer sowie Elisabeth Bachofen-Echt. Wolfgang Bachofen-Echt, der nach den NS-Rassengesetzen „arisch“ war, ließ sich im Jahre 1938 von seiner Frau Elisabeth scheiden, womit sie eines wesentlichen Schutz-faktors verlustig ging.34  Vgl. dazu die detaillierte Darstellung von Lillie, Sophie (2017): Feind-liche Gewalten. Das Ringen um Gustav Klimts Beethovenfries, Wien: Czernin, 27ff.35  Autor*in, „Beethovenfries bleibt in Wien: Beirat empfiehlt keine Rückgabe“, in: Salzburger Nachrichten, März 2015, 6.36  Autor*in, „Apfelbaum II: Anwalt Alfred Noll bleibt gelassen“, on-line unter: https://kurier.at/kultur/apfelbaum-ii-anwalt-alfred-noll-bleibt-gelassen/275.294.922 (letzter Zugriff: 20.06.2022).LiteraturAnderl, Gabriele/Rupnow, Dirk (2004): Die Zentralstelle für jüdische Auswanderung als Beraubungsinstitution, in: Jabloner, Clemens et al. (2004): Veröffentlichungen der Österreichischen Historikerkommissi-on. Vermögensentzug während der NS-Zeit sowie Rückstellungen und Entschädigungen seit 1945, Band 20/1, Wien/München: Oldenbourg. Autor*in, „Beethovenfries bleibt in Wien: Beirat empfiehlt keine Rückgabe“, in: Salzburger Nachrichten, März 2015. Autor*in, „Apfelbaum II: Anwalt Alfred Noll bleibt gelassen“, in: Ku-


 26 | ZUKUNFT DER ANTISEMITISMUS DER POLITISCHEN ELITE IN DER ZWEITEN REPUBLIK VON BARBARA SERLOTHrier vom 15.07.2017, online unter: https://kurier.at/kultur/apfelbaum-ii-anwalt-alfred-noll-bleibt-gelassen/275.294.922 (letzter Zugriff: 22.06.2022).Butterweck, Hellmut (2019): Nationalsozialisten vor dem Volksgericht Wien. Österreichs Ringen um Gerechtigkeit 1945–1955 in der zeit-genössischen öffentlichen Wahrnehmung, Innsbruck/Wien/Bozen: StudienVerlag.Gorbach, Alfons (1948): „Es ist überhaupt etwas Eigenes um diese Emi-granten. Kaum, dass die Wogen des Ozeans sich kräuseln, nahmen sie Zuflucht in das rettende Ausland“, Stenographisches Protokoll, 73. Sitzung des Nationalrates?, V. GP, 14. Jänner 1948.Kunth, Felicitas (2006): Die Rothschild’schen Gemäldesammlungen in Wien, Wien: Böhlau.Lillie, Sophie (2017): Feindliche Gewalten. Das Ringen um Gustav Klimts Beethovenfries, Wien: Czernin.Serloth, Barbara: Nach der Shoah. Politik und Antisemitismus in Öster-reich nach 1945, Wien/Berlin: Mandelbaum.Weiss, Hilde (1983): Antisemitische Vorurteile in Österreich, Wien: Brau-müller.(Eine Langfassung dieses Beitrags ist jüngst unter dem Titel Der demokra-tisch legitimierte legislative Antisemitismus der Zweiten Republik und sein Ein-fluss auf die Entnazifizierungs- und Restitutionspolitik in folgendem Band  erschienen: Grimm, Marc/Hainzl, Christina (Hg.) (2022): Antisemitismus in Öster-reich nach 1945, Leipzig: Hentrich & Hentrich)BARBARA SERLOTH ist Politikwissenschaftlerin und Senior Parliamentary Advisor im österreichischen Parlament. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Parlamentarismus, Demokratietheorie und Antisemitismus. Ihr Blog POLITIK:NACH:DENKEN findet sich online unter:  https://www.barbaraserloth.at/.


 ZUKUNFT | 27 MONSTERS IN MY HEAD. MONSTERS IN MY BEDÖL AUF LEINWAND (2019) 170 X 90 CMSONJA GASSNER


 28 | ZUKUNFT Reichenau an der Rax ist ein hübscher Luftkurort in den Alpen, nur eineinhalb Stunden mit dem Zug von der Haupt-stadt entfernt. Schon Franz Joseph I. wusste seine Lage am Fuße der Wiener Alpen zu schätzen, was für all jene Wie-ner eine Enttäuschung ist, die sich wenigstens im Urlaub ein wenig Abstand von ihrem noch immer allgegenwärtigen Kai-ser und seiner bei weitem irritierenderen Gattin Elisabeth er-hoffen. Schade nur, dass man das Städtchen nicht mehr besu-chen kann. Das Gelände dort ist weiträumig abgeriegelt, weil ein Patient aus der dortigen Nervenheilanstalt entkommen ist. Zufällig habe ich Verwandtschaft in der Gegend und wurde durch die Absperrung gelassen. Es ist natürlich nicht besonders klug, schon im Februar wandern zu gehen, zu einer Zeit, als die meisten Leute noch die Skipisten unsicher machen. Man hat die Natur, den Wald, die Bergwelt zwar für sich. Dafür gibt es aber auch bereits ab 1.200 Meter bereits größere Mengen Eis und Schnee. Mit den richtigen Wanderschuhen, brechstangenharter Disziplin und einer guten Portion Wahnwitz ist das alles kein Problem. Eine Stunde stapfte ich nun schon durch den Schnee, sank je-des Mal tief ein und musste die Beine mit den Händen he-raushieven. Dies strengte nicht nur ein bisschen, es strengte sehr an, und das eintönige Weiß, Grau und Schwarz der men-schenleeren, gleichgültigen, sogar feindlichen Landschaft be-gann, mich zu deprimieren. Dort hinten war eine kleine Hüt-te, deren Baumstämme das Alter ganz schwarz gefärbt hatte, und ich beschloss, dort ein wenig auszuruhen. Ich staunte nicht schlecht, als ich bei der Hütte ankam und feststellte, dass die Tür offenstand, obwohl sie erst ab Mai bewirtschaftet werden sollte. Jeder Muskel in meinem Kör-per spannte sich an; dennoch war die Neugier stärker als die Furcht. Vorsichtig, langsam drückte ich die Tür auf. Es befand sich kein Bär in der Hütte, der sich über Lebensmittelvorrä-te aufmachte. Auch war der letzte Bär in dieser Gegend mei-nes Wissens um 1800 erschossen worden. Aber ein Mensch saß darin, ein ungepflegt aussehender Mann mit stoppeligem Bart, ungekämmten, langen Haaren und einem schmutzigen Holzfällerhemd, und aß ein Schinkenbrot. Winterkleidung lag in der Ecke. Mein erster Impuls war, sofort zu verschwinden, in der Hoffnung, er habe mich noch nicht bemerkt. Aber da hörte ich eine Stimme in lupenreinem Hochdeutsch: „Oh, kommen Sie nur, setzten Sie sich dazu! Es ist noch etwas Brot und Käse da.“Ich hatte schon ausgiebig gefrühstückt und nicht das ge-ringste Bedürfnis, mich dazuzusetzen. „Was machen Sie hier?“„Na, die Frage kann ich ja wohl zurückgeben. Wer kommt denn auf die Idee, im Februar zu wandern?“ „Wohnen Sie hier?“„Das nicht gerade. Meine Wohnungssituation gestaltet sich dieser Tage, sagen wir, flexibel. Aus Notwendigkeit.“ „Aber auch leidenschaftlicher Wanderer?“BERGLUFT VON MAX HABERICHBergluft Der österreichische Schriftsteller MAX HABERICH entführt uns mit seinem prägnanten Prosatext Bergluft auf eine Wander- ung, führt uns Natur vor, in der die Stadtmenschen angeblich zu sich finden können. Doch abseits der vermeintlichen Idylle kommt es im Alpinen zu Begegnungen, die so nicht zu erwarten waren – eine kluge Parodie auf die Zumutungen unserer benennbaren Wirklichkeit.


 ZUKUNFT | 29 „Gezwungenermaßen.“ Ein nervöses Zucken befiel sein rechtes Auge.„Welche Gipfel haben Sie denn schon gemacht?“Er kniff sein Auge wieder scharf zusammen.„Gar keine.“„Aber ich dachte…“„Lassen Sie uns doch einfach in Ruhe essen. Wir müssen ja nicht reden dabei.“Er ballte seine Hand zur Faust. Nach einer Pause fragte ich: „Haben Sie von dem ausge-brochenen Irren gelesen?“„Wer hat das nicht?“„Und da haben Sie keine Angst, so mutterseelenallein durch die verschneiten Wälder zu wandern?“ „Wenn ich doch muss.“„Aha, Künstler.“Ich sah ihn an. Ich sah ihn lange an, und weil er sich da-bei unwohl fühlte, setzte das krampfhafte Zucken seines rech-tes Auges wieder ein. „Bin kein Künstler. Ich bin bloß kriminell.“„Wie bitte?“„Nach den zweifelhaften Gesetzen unseres Landes. Ich habe mich ein wenig verspekuliert. Dabei ist Geld verlorenge-gangen. Sehr viel Geld, sogar.“„Darf man fragen, wieviel?“„In der Einöde der niederösterreichischen Alpen dürfen Sie das. Ungefähr fünf Millionen Euro.“„Das ist ein nettes Sümmchen.“„Nicht wahr? Die hätte ich auch gerne wieder.“„Wie kam’s?“Er bot mir einen Becher mit dampfenden Tee aus seiner Thermoskanne an, den ich dankbar annahm.„Kennen Sie das alte Hotel Bellevue, zwischen Payerbach und Reichenau?“„Sagt mir nichts.“„Es ist ja auch kein Hotel mehr. Nur der Schriftzug im zweiten Stock erinnert daran, und der ist inzwischen verblasst. Es ist ein schönes Gebäude, solide gebaut, fault aber leider vor sich hin. Die Fensterscheiben sind schon seit Jahren zerbro-chen und der Wind weht herein. Niemand repariert sie.“ „Ach – liegt es nicht an diesem Bergbach?“„Die Schwarza ist schon etwas mehr als ein Bergbach. Aber ja, sie rauscht ganz flott über die Felsen dahin, mit ihren changierenden Blau- und Türkistönen.“ Ich sah ihn ein wenig verwundert an. „Sollte nicht jemand etwas draus machen, aus diesem Hotel?“ „Sehen Sie, genau das habe ich mir auch gedacht. Das Haus macht seinem Namen alle Ehre. Von den oberen Zim-mern kann man bis zum Thalhof schauen.“„Bis zum Thalhof?“„Na, dieses neu renovierte Hotel aus der Gründerzeit. Da sind doch schon Schnitzler, Frankl und Konsorten abgestie-gen. Gar nicht weit von der Kaiservilla.“„Hier gibt es so viele prächtige alte Villen der Jahrhun-dertwende –“ „Das ist wahr. Um auf ihre Anmerkung zurückzukom-men: Das Geld konnte ich von privaten Investoren auftreiben. Wir haben das Bellevue von Grund auf renoviert. Denken Sie nur an die Hotels der Oberschicht um 1900. Da gibt es das Grandhotel Panhans am Semmering. Die Leute wollen sowas heute wieder: holzvertäfelte Speiseräume mit Kerzenlicht, ei-nen Ballsaal mit Spiegeln und Kronleuchtern. Das hat es hier alles schon mal gegeben. Leider kamen die Leute nicht zu uns. Dazu war das Bellevue anscheinend doch zu klein und zu unspektakulär. Wir konnten keinen Tanz bieten, kein Restau-rant, nicht einmal ein Schwimmbad. Sie kennen ja die Lage. Dort, am steilen Abhang, kann man nicht anbauen. Dafür waren die Zimmer mit Antiquitäten ausgestattet, alle vor 1914. Es sollte eine Zeitreise für unsere Gäste wer-den. Die Kosten für die Ausstattung mussten wir natürlich ir-gendwie wieder reinholen. Mit dem Angebot größerer Hotels konnten wir nicht mithalten. Die Gäste sind auch anspruchs-voller geworden. Kurz und gut: Wir mussten Insolvenz an-melden. Seither verfällt das Haus.“„Das tut mir leid. Es war eine schöne Idee!“„Von der allein kann man nicht leben.“„Wahre Worte.“In der Pause, die nun einsetzte, wurde das winterliche Schweigen draußen greifbar. „Ich habe Sie lang genug behelligt und sollte weiterzie-hen.“ Ich stand auf. „Wie Sie meinen.“„Wie sind Sie eigentlich im Irrenhaus gelandet?“Er zögerte. „Freiwillig.“„Freiwillig?“„Ich wollte dorthin. Der einzige sichere Schutz vor den Gläubigern.“„Wie haben Sie das denn geschafft?“„Ich habe nur noch in Reimen gesprochen. Sie wissen schon: Novalis, Eichendorff, die ganzen blumigen Sachen. Das hat ganz gut funktioniert.“„Na dann.“


 30 | ZUKUNFT Ich stand schon in der Tür, da fügte er hinzu: „Und ich habe meinen Teilhaber bei einer Wanderung von der Klippe gestoßen. Er liegt noch irgendwo hinten im Höllental.“Erstaunt sah ich ihm ins Gesicht, nicht wissend, ob ich ihm Glauben schenken sollte. Irgendwo tief in seinen schwar-zen Augen flackerte es fröhlich auf. Ohne ein weiteres Wort verließ ich die Hütte und machte mich, etwas schneller als nötig, an den Abstieg. MAX HABERICHwurde 1984 geboren und wuchs in München auf. Studium der Geschichte, Kunstgeschichte und Neueren deutschen Literaturwissenschaft in York, Aix-en-Provence und Tübingen. Promotion über die deutsch-jüdische Identität von Arthur Schnitzler und Jakob Wassermann an der  Universität Cambridge. Er veröffentlichte 2017 die Biografie Arthur Schnitzler. Anatom des Fin-de-Siècle (Kremayr & Scheriau).  2022 erschien sein Roman Glanz.BERGLUFT VON MAX HABERICH


 ZUKUNFT | 31 SONJA GASSNERORLANDOÖL AUF LEINWAND (2021) 145 X 110 CM


 32 | ZUKUNFT EINST SCHIEN DURCHS GOLD KEIN LICHT VON ZARAH WEISSEinst schien durchs Gold kein LichtAuf den ersten Blick ist die Erzählung Einst schien durchs Gold kein Licht der Autorin ZARAH WEISS eine sensible Aus-einandersetzung mit dem schwierigen Thema der Liebe – was sie bedeuten kann, warum wir uns für oder gegen sie ent-scheiden, auf welche Weisen und aus welchen Gründen wir zu weit für sie gehen. Die übergeordnete, zweite Ebene dieses Prosatexts reflektiert wie Geschichtenerzählen uns zu einer Gemeinschaft machen – und nicht zuletzt als Versuch des Ver-stehens lesbar wird.Das erste Rezept, das Selma mir beigebracht hatte, war ein türkischer Nachtisch. Zumindest hatte sie das behaup-tet. Es war ein früher Sonntagnachmittag gewesen, wir hat-ten die ganze Wohnung geputzt und dann erschöpft auf den Küchenstühlen gehangen. Und sie hatte griechischen Joghurt und Ahornsirup genommen und beides über weiches, süßes Brot gegossen. Hatte es Kuchen genannt und es hatte fan-tastisch geschmeckt. Wie viele Male hatten wir seitdem die-sen Kuchen gegessen. Mit gewohnten Bewegungen nahm ich die Zutaten aus den Küchenkästen und bereitete einen gro-ßen Teller zu.Zwei Bedingungen hatte sie mir genannt, bevor ich ein-ziehen durfte: kein Schweinefleisch und keine fremden Män-ner in der Wohnung. Ich hatte es streng gefunden, aber nichts gesagt. Ihr Mann hätte etwas dagegen, hatte sie gemeint, ihr Mann, der noch in der Türkei lebte und darauf wartete, her-zukommen. Jetzt war sie zu ihm gefahren und ich hatte ihn nie kennengelernt. Ich fragte mich, ob sie wirklich in ei-nem Monat zurückkommen würde. Mit ihm. Der die Spra-che nicht verstand, der niemanden kannte, der einen sicheren und prestigeträchtigen Job im Krankenhaus zurücklassen wür-de. Dort, wo sie sich kennengelernt hatten.Ich begann zu löffeln und starrte auf die Flasche mit dem Ahornsirup. An diesem ersten Kuchennachmittag, während draußen ein Gewitter aufzog, hatte Selma mir die Geschichte ihrer großen Liebe erzählt.Es war nicht ihre erste Beziehung gewesen. Zuvor muss-te sie erst die, wie sie sagte, schlimme Zeit erleben. Als Kind hatte sie Atemschwierigkeiten gehabt. Eine Fehlstellung der Nase; sie hatte durch den Mund atmen müssen und nächte-lang nicht einschlafen können. Das würde vorübergehen, hat-te ihr Vater gesagt und dann schließlich auch die Ärzte, zu denen ihre Mutter sie immer wieder schleppte. Mit der Zeit ging es. Fast nur mehr ein kosmetischer Fehler. Selma lernte, mit einer bestimmten Technik zu atmen, sie lernte, den Mund nur einen winzigen Schlitz zu öffnen, ein winziges bisschen Luft ganz tief einzuatmen, sodass es niemand bemerkte. Sie lernte, beim Einatmen das eine Nasenloch zu verschließen, damit durch das andere mehr Luft kam. Doch Kinder beob-achten genau. Und was in der frühen Kindheit noch eine wit-zige Macke war, machte sie in ihrer Jugend zur Außenseite-rin. Zu der mit der komischen Nase, die so komisch atmet. Selma ertrug all das. Für sie war es Allahs Wille, die Last zu tragen. Jede Person trug eine Last. Immerhin war sie schön, auch mit dieser Nase schön. Es war keine leise, pure, sondern 


 ZUKUNFT | 33 EINST SCHIEN DURCHS GOLD KEIN LICHT VON ZARAH WEISSeine laute Schönheit, die beinahe einschüchterte, eine Offen-sichtlichkeit, eine Selbstverständlichkeit. Vielleicht war sie am Ende der Grund, warum Timur begonnen hatte, um Selma zu werben. Sie war gerade 18 geworden und noch nie in einer Beziehung gewesen, und dann kam Timur. Kam von seinen Freunden zu ihr herübergelaufen und sprach sie an, legte von da an regelmäßig Blumen vor ihre Tür, begleitete sie auf dem Nachhauseweg, bis sie sich schließlich auf ihn einließ. Und mit ihm Eintritt fand in den Kreis derer, die den Ton angaben, der Reichen, Großen, Schönen.Ich wusste noch, sie hatte ihr Gesicht hinter dem Kaf-feeglas versteckt, als sie mir erzählte, wie unsicher sie gewesen war und dass sie nicht sicher sagen könne, ob Timur damals in sie verliebt oder sie bloß ein Experiment für ihn gewesen sei. Unabhängig davon wurde aus dem Experiment Ernst, eine Beziehung, die die Schulzeit überstand und bis in die Studi-enanfänge hineinreichte. Selma richtete ihr Leben auf Timur aus, wählte ihren Studienort passend zu seiner Wahl, mietete eine Wohnung für sie beide mit dem Geld ihres Bruders, op-ferte all ihre Zeit für ihn.  Und dann. Eines Tages. Sein regungsloses, arrogantes Ge-sicht, als er ihr sagte, er könne ihre schreckliche Atmerei nicht mehr ertragen. Sie widere ihn an, mit ihrer krummen, gro-ßen Nase, und nachts neben ihr könne er nicht schlafen, weil sie ihm ins Ohr atmete, laute, heiße Atemzüge, mit offenem Mund. Sie sei ein Spaß für ihn gewesen, jetzt sei ihm das al-les zu viel geworden. Selma war plötzlich allein in der gro-ßen Stadt. Kannte niemanden, hatte sich ja immer nur mit Ti-mur beschäftigt. Die Wohnung war für sie allein zu groß und doch zog sie sich in diese Riesenhöhle zurück. Sie meldete sich nicht mehr bei ihrer Familie, hörte auf zur Uni zu gehen.Ihr Bruder hatte letztlich die Idee gehabt. Er hatte alles arrangiert, den Platz im Krankenhaus, die Weitervermietung der Wohnung, mit ihren Eltern über die Kosten diskutiert. Und so kam es, dass Selma eine Nasen-OP hinter sich brach-te, Wochen im Krankenhaus blieb und tagein tagaus im Bett lag, mit einem Verband um den Kopf, der nichts frei ließ bis auf ihre Augen. In dem Moment, in dem ich herzhaft und zugleich er-schüttert über dieses Bild einer Mumien-Selma gelacht hat-te, hatte es draußen laut gedonnert; Selma war zusammenge-zuckt, konnte den Krach nicht ertragen. „Ich hasse Gewitter“, hatte sie gemeint. Und ein Blitz hatte unsere Gesichter er-leuchtet und Selma hatte lächelnd geseufzt und gesagt: „Und dann kam Akvarol.“ Die Operation hatte sein Chef durchgeführt, aber alle nachfolgenden Gespräche hatte sie mit Akvarol. Sie blieb länger als nötig im Krankenhaus, ihre Eltern wollten si-cher gehen, dass die Wunde komplett verheilt war. Vor ihrer Zimmertür rollende Betten, rennende Menschen, Desinfekti-onsgeruch. Aus dieser hektischen Welt kam er jeden Tag zur Visite in ihr Zimmer, atemlos. Sie konnte dann förmlich da-bei zusehen, wie sein Atem zurückkam, sich beruhigte. Nie deutete er auch nur an, dass er eigentlich gerade woanders sein müsste. Er berichtete ihr von all den Operationen, die schon in diesem Krankenhaus durchgeführt worden waren, nahm ihr die Angst, lenkte sie von den Schmerzen ab. Er blieb lange bei ihr, stand neben ihrem Bett und machte ihr Hoff-nung, dass die Wunde schnell heilen würde. Er brachte sie zum Lachen mit tollpatschigen Geschichten aus seinem Medi-zinstudium. Er schimpfte über diesen heißesten Sommer, den die Türkei seit langem erlebt hatte, und grinste, sie könne froh sein, bei der Hitze im gekühlten Zimmer zu liegen. Er frag-te sie nach den Problemen mit der Nase in ihrer Kindheit und wie es jetzt zu der Operation gekommen war, und erzähl-te von seiner Ex-Frau und seinen drei Schwestern. Er war 15 Jahre älter als sie. Kein einziges Mal setzte er sich auf ihr Bett, blieb immer danebenstehen. Einmal nahm er ihre Hand und betrachtete sie, als könnte sie zwischen seinen Fingern zerbre-chen. „Ich habe mich in dich verliebt“, sagte er. Und unter ihrem Verband konnte Selma nur lächeln, sie war schon längst rettungslos verloren.    Dann, der Tag, an dem der Verband von seinem Kolle-gen abgenommen wurde. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, sie fühlte sich wahnsinnig nackt. Akvarol sah sie an, sagte lan-ge gar nichts. Merkte irgendwann, wie unwohl sie sich fühlte, griff nach ihrer Hand.Selma hatte gelacht an dieser Stelle der Erzählung, hatte den Kaffee mit einem Schluck geleert und sich den Rest des Kuchens auf den Teller geschaufelt: „Später irgendwann hat er mir gesagt, dass er in dem Moment überwältigt gewesen sei. Er hatte gar keine Worte. Er sagte, wenn er gewusst hät-te, wie schön ich sei, hätte er es gar nicht gewagt, mich auch nur anzusprechen.“Wir hatten uns gegenübergesessen, draußen hatte sich das Gewitter langsam beruhigt. „Im Grunde hat er sich ja nur in 


 34 | ZUKUNFT meine Augen verliebt“, seufzte sie. „Glück im Unglück, stell dir mal vor. Ich musste mir erst die Nase korrigieren lassen. Ist das nicht absurd?“ Es war so absurd, dass ich keine Worte da-für fand. Mein Antonio Banderas, sagte sie immer. Was von all dem war wirklich Liebe?  Am nächsten Tag in der Unibibliothek zog ich ein Buch über Sirupe aus dem Regal. Ich las verschiedenste Legenden über die Entstehung von Ahornsirup, aber ein Ursprungsmy-thos begegnete mir immer wieder: Früher einmal war der Si-rup dickflüssig und undurchscheinend aus der Rinde gequol-len. Die Menschen hatten sich den Sirup süß in den Mund rinnen lassen, waren dadurch faul geworden. Woraufhin die Götter den Sirup verdünnt und nur noch zu einer Jahreszeit fließen lassen hatten. Und jetzt. Wie anstrengend alles im-mer war. Unser Sehnen, unser Streben, stetig. Wie weit wäre ich gegangen? Dafür? Dickes Gold. Mit einem Mal wuss-te ich, dass Selma nicht zurückkommen würde. Als ich aus der Bibliothek kam, dämmerte es; ich schaltete den Dyna-mo vom Fahrrad ein; in der Stadt waren die ersten Lichter  angegangen. ZARAH WEISSgeboren 1992 in Düsseldorf. Nach Stationen in Leipzig und Kopenhagen seit 2015 in Wien. 2017 Preisträgerin der LitArena St. Pölten, Finalistin beim 27. Open Mike Berlin, 2021 Wiener Literaturstipendium  und Exil-Literaturpreis.EINST SCHIEN DURCHS GOLD KEIN LICHT VON ZARAH WEISS


EINST SCHIEN DURCHS GOLD KEIN LICHT VON ZARAH WEISS ZUKUNFT | 35 SELBSTPORTRAIT IN WEISSÖL AUF LEINWAND (2021) 95 X 95 CMSONJA GASSNER


 36 | ZUKUNFT WIR HATTEN UNS EINEN ROSENGARTEN VERSPROCHEN VON THOMAS BALLHAUSEN„Weil das Museum die Werke ihrem Ursprung entreißt, sie von ihrer Welt trennt, sie dessen beraubt, was man sehr konfus ihre Aura nennt, ist es eben der symbolische Ort, an dem die Arbeit der Abstraktion sich in größter Gewaltsamkeit und Maßlosigkeit darstellt.“Maurice Blanchot: MuseumskrankheitI. Die Welt ist in den letzten Jahren immer unleserlicher geworden. Fragen Sie eine beliebige Person Ihres Vertrau-ens, Sie werden es bestätigt bekommen. Ich kann aus nahe-liegenden Gründen weder auf so eine Person zurückgreifen noch selbst als eine solche gelten. Ich orientiere mich des-halb an Strategien des Schreibens und Gehens, um mich der Verschlimmerung der Zustände zu versichern. Das funktio-niert noch immer sehr gut für mich. Strategie ist eine Fra-ge des Orts, Taktik eine Angelegenheit der Zeit. Über bei-de Kategorien kann ich noch verfügen. Wie zur Sicherheit werfe ich, während ich vorsichtig erneut die breite steiner-ne Treppe zum erhöhten Plateau hinaufgehe, einen Blick in meine Aufzeichnungen, die mir diese Annahme bestätigen, verlangsame meinen Schritt, während ich eine entsprechende, ergänzende Notiz in meinem abgegriffenen Journal mache. Oben angekommen, drehe ich mich um, sehe auf das sich un-ter mir in der Dunkelheit ausbreitende, weitläufige Museums-gelände herab. Trotz des Mangels an Licht, an dem die nur noch teilweise funktionierenden, über die diversen Höfe und gebauten Landschaften verstreuten Laternen kaum etwas än-dern, kann ich die Ansammlung zusammengetragener Gebäu-de, diese aus allen Ecken des Reichs abgetragenen und hier wieder errichteten Bauten, dieses Nebeneinander von Stilen und Formen, ausmachen. Die steinerne Vielfalt entstand nach und nach, lange Phasen der Umgestaltung, Aneignung und Zusammenführung gingen dieser Machtdemonstration vor-aus. Nur wenige Jahre war das fragwürdige Ergebnis in seiner Vollständigkeit zu betrachten, und angesichts der näher rü-ckenden Feinde, die ich im Dunkel vor der Nordseite des Ge-bäudes vermuten muss, ist das Areal bereits ein in seiner Gül-tigkeit überholter Ort. Ich weiß, auch wenn ich es jetzt nicht sehen kann, dass außerhalb der begrenzenden Hauptmauern nur noch Brach-land liegt. Was man nicht sehen kann, muss man sich vor-stellen. Der sogenannte Überblick wird ohnehin überschätzt. Dem Gelände fehlt ein deutlich sichtbares Zentrum, deshalb habe ich mich für das Abmarschieren fixer Punkte entschie-den. Wo immer ich stehen bleibe, ist deshalb auch der sich mit mir verschiebende Mittelpunkt des Areals. Ich drehe mei-ne Runden und messe die Zeit, als wäre all das eine sportliche Leistung, als wären die längst überholten Dienstpläne der ab-kommandierten Wache noch von Bedeutung. Im Gegensatz Wir hatten uns einen Rosengarten versprochenIn seiner Erzählung Wir hatten uns einen Rosengarten versprochen reflektiert der Autor THOMAS BALLHAUSEN die Verhält-nisse zwischen Erinnerung, Vergessen und kulturellem Erbe mit den Mitteln der Literatur. In seiner Überblendung aus fantasti-schen und realistischen Elementen verzichtet er vorsätzlich auf eine klassische Abbildung sogenannter wirklicher Verhältnisse – und arbeitet gerade eben deshalb, auf diesem kreativen Umweg, einer neuen, nicht zuletzt politischen Lesbarkeit zu.


 ZUKUNFT | 37 zu den in die Kampfzone verlegten Kentauren, dieser Entsatz-armee aus Kindermärchen, habe ich mich hierfür freiwillig gemeldet. Die Vorstellung, ausgerechnet hier und jetzt einen Posten einzurichten, zu beobachten und das Gelände abzuge-hen, hat mich gereizt. Auch die Erwartung, dass ich einen Be-richt über die zu erwartenden Ereignisse vorzulegen hätte, als würde all das von Bedeutung sein oder gar noch einen Un-terschied machen, hat dazu beigetragen, bei der zuständigen Abteilung vorstellig zu werden. Zu lange habe ich mich für einen Mystiker gehalten, für einen Getriebenen des Schick-sals, dabei war ich einfach nur unstet, von einer kaum fass-baren Unruhe bestimmt. Deshalb bin ich, immer unter dem Vorwand meiner fragwürdigen Willfährigkeit der Diensterfül-lung, von Ort zu Ort gezogen, immer vom Gedanken be-stimmt, ja, von der Gewissheit erfüllt, dass ich, was immer ich suchte, erneut nicht finden würde. Das könnte ich nun unter verschärften Bedingungen zu ändern versuchen. Deshalb wer-de ich anstelle des eigentlich vorgeschriebenen Berichts hart-näckig und heimlich an einem verworfenen Text weiterarbei-ten. Diese Notizen sind für eine offizielle Berichterstattung gänzlich ungeeignet, vielmehr sind sie mein Versuch, mit der Welt, was auch immer das noch ist, zurechtzukommen. Ich spähe weiter in die Dunkelheit hinein, werfe einen Blick auf meine Uhr, ein altmodisches Modell, das ich in meiner lin-ken Hosentasche herumtrage. Ich ziehe sie sorgfältig auf, ganz so, als könnte ich damit die Kontrolle über die Zeit noch ein wenig erhalten. Schritte und Zeitmessung können so für eine kurze Weile noch in Einklang gebracht werden. Die Wach-punkte, von mir mit Kreide auf dem Boden angebrachte Mar-kierungen, werde ich auch den Rest der Nacht möglichst dis-zipliniert abgehen, wenn ich es sonst schon nur unter Mühen schaffe, einen konventionellen Gedanken pro Tag in eine so-genannte Tat umzusetzen. Ich bin ein sogenannter Ideen-flüchtiger, ein ärztliches Attest, das ich ebenfalls mit mir her-umtrage, bestätigt mir das. II.Die Müdigkeit macht mir nicht zu schaffen, ich habe den Punkt absoluter Erschöpfung überwunden, ihn hinter mir ge-lassen, noch während des letzten Tages an der Mauer, die sich nördlich der Stadt befindet und die, bis zu ihrer Zerstörung, als uneinnehmbar galt. Ich führe meinen Körper über das Ge-lände wie einen Schreibstift. Dies ist ein Ort letzter Zufluch-ten, ein Raum für Verlorene, ein verhältnismäßig schnell zu erfassendes, zu begehendes, doch dichtes Terrain. Hier wur-de eine Geschichte verordnet, die leidenschaftlich und rück-sichtslos alles zu sich selbst in Beziehung gesetzt hat. Dar-unter freilich, unter der betonierten Fläche, rumort immer noch eine eingeschlossene Vergangenheit, die es nicht in die Lehrbücher des Kombinats geschafft hat. Unsere Wirklichkeit ist eine, die nur wenige Zentimeter und Minuten neben ei-ner glücklicheren zu liegen scheint und nach der wir nicht verlangen dürfen. Denn schon selbst den Ansprüchen dieser zweitklassigen, von uns bewohnten Welt haben wir ja nicht genügt. Es ist uns zum Verhängnis geworden, dass wir gebo-rene Feueranbeter waren, dass wir schließlich unter das Ni-veau von Götzendienern herabgesunken sind. Die Tage haben wir uns im Verlauf des Konflikts abnehmen lassen, so blie-ben uns nur noch unbefriedigende Nachtspaziergänge und der schwächer werdende Abglanz längst verloschener Ster-ne. Mein vermeintlicher Dienst als Wetterbeobachter ist so schließlich endgültig zu einer Absurdität geworden, über mei-ne eigentliche Bestimmung darf ich noch immer keine Aus-kunft geben. Gelegentlich haben mich meine Aufgaben aber auch hierhergeführt, ich konnte mich mit der Öde des Kom-plexes schon vertraut machen, die künstliche Landschaft ist mir nicht völlig fremd. Ich kann mich erinnern, wie es war, als sich die amüsierenden, unterhaltenden Besucher hier tum-melten. Es war die Stimmung einer ausgelassenen Feier, der Besuch eines Freibads an einem heißen Sommertag. Ich kann mich an freundlichere Nächte erinnern, an die späten Stun-den, die den Vergebenen, den Verzweifelten und den Verlore-nen vorbehalten gewesen waren. Ich sagte mir immer, und ich rede es mir auch jetzt noch ein, dass ich keiner dieser Grup-pen wirklich zuzuordnen bin und deshalb wohl keinen Platz unter ihnen beanspruchen darf. Hier, vom Plateau aus, ent-werfe ich ein Bild der Vergangenheit, eine Ansicht angeblich glücklicherer Tage, bestimmt von den langen Fingern und üb-lichen Ausflüchten der Tyranninnen und dem im Verborge-nen hart arbeitenden Tod. Im genauen Blick auf die Dinge liegt etwas wie Macht, eine Möglichkeit. Die Dinge werden dann wahrnehm-bar oder sie verschwinden endgültig. Die erhöhte Position gibt mir den Eindruck, ich könnte mir einen wirklich gu-ten Überblick verschaffen. Auch das ist eine Täuschung, bloß ein Perspektivenwechsel, der Planbarkeit und Übersicht sug-geriert. Von hier aus betrachtet scheint alles Sinn zu machen: die deutlich angebrachten Verhaltensvorschriften, die ausge-schalteten Überwachungsanlagen, die leeren Stallungen an der Südseite des lang gestreckten Baus, denen ich jetzt meinen Rücken zuwende. Ich überprüfe die Vollständigkeit meiner 


 38 | ZUKUNFT WIR HATTEN UNS EINEN ROSENGARTEN VERSPROCHEN VON THOMAS BALLHAUSENUnterlagen und Utensilien, dann lege ich meine schwere Pan-zerweste ab. Diese Rüstung ist eindeutig nicht die richtige Bekleidung für eine weitere Runde. Ich will mich ab sofort freier fortbewegen, in einem mir unverwechselbaren Gang. In manchen Momenten bin ich wirklich davon überzeugt, dass niemand in der Lage ist, so zu gehen wie ich. Für die Bewe-gung im Gelände habe ich ein Raster entwickelt, in meinem Kopf eine Vorstellung wie ein Dokument angelegt. Das er-möglicht mir, dass ich mich überhaupt bewegen, über proji-zierte Felder hinweg durch das Areal ziehen kann. Soweit es möglich ist, will ich dafür auf den Einsatz technischer Hilfs-mittel verzichten, nur entlang der Linien kleine Sprachspuren auslegen. In meiner Rolle, meiner Funktion im Rahmen des die letzten Jahre ablaufenden tödlichen Spiels, war ich an ge-wisse Konventionen gebunden gewesen, etwa an die Art und Weise, wie gezogen werden musste. Ich sprang, ich wählte die Diagonale und den Umweg, mitunter auch die Passage durch feindliche Gebiete. Die Gerade, der direkte Weg, ist mir zu-weilen immer noch verwehrt. Nicht zuletzt deshalb beachte ich kaum die offiziellen Richtungsvorgaben, orientiere mich eher an den Zeichensystemen an den Wänden, an den Hin-weisen und Kürzeln, die man irgendwann nicht mehr entfernt hat und die sich zu überlagern begonnen haben. Schicht für Schicht trage ich sie mit meinen Augen ab, manchmal muss ich wegen der Dunkelheit näher an die massiven Bauwerke herangehen. Der Gedanke, dass mir kein Zugang verwehrt ist, erheitert mich ein wenig. Einzig die Tatsachen, dass ich es nicht schaffen werde, mich selbst zu überholen und an mehre-ren Punkten des Geländes zugleich zu sein, und der Umstand, dass ich manche Baumaterialien nicht ohne weiteres durch-dringen kann, also gezwungen bin, Türen und gegebene Öff-nungen zu benutzen, stellen so etwas wie Ärgernisse dar. III.Ich nehme absichtlich Umwege, gehe mal schneller, mal langsamer, sprinte eine kurze Strecke. Ein bewegliches Ziel ist viel schwieriger zu treffen, das ist einer der wesentlichsten Lehrsätze. Plötzlich die Richtung zu ändern, eine unvermute-te Kurve zu machen, hinter der Architektur Deckung zu neh-men, so kann ich sicherlich noch länger weitermachen, auch wenn ich das Gefühl nicht loswerde, dass das alles kein gu-tes Ende nehmen wird. Die Geschichte dreht sich mit mir im Kreis, wir machen eine weitere Runde anhand der von mir angebrachten Markierungen. Einige Minuten versuche ich, besonders aufrecht zu gehen, das habe ich ohnehin viel zu selten gemacht. An einem der Wachpunkte, der sich unweit des östlichen Haupttors befindet, mache ich eine kurze Pause, hole die Uhr hervor und ziehe sie erneut auf. Ich kann das Fe-derwerk ächzen hören, das bedrohliche Knacksen der mecha-nischen Teile. Selbst wenn es schon wieder Tag wäre, bliebe es dabei, dass ich keine sichtbaren, dauerhaften Spuren auf den Flächen hinterlasse, dass also alles in einem Stadium der Vor-läufigkeit und Veränderbarkeit bleibt. Das Osttor steht, so wie alle anderen Haupteingänge auch, weit offen. Die automati-schen Anlagen, die man zur Bewegung der schwer beschla-genen Flügel benötigt, funktionieren nicht mehr, und alleine kann ich keinen davon bewegen, geschweige denn schließen. Ich trete einen Schritt zurück, lasse den Torbogen wie einen Bilderrahmen auf mich wirken. So bleibe ich stehen, zähle die Minuten, bis ich einige Leute vorbeilaufen sehe. Sie beachten mich gar nicht, sie passieren eiligst die östliche Gebäudeseite, sie halten auf das Zentrum der Hauptstadt zu. Ihnen folgen weitere Personen, schließlich eine zurückflutende Menge, die nicht zur Seite sieht, sondern nur stur geradeaus. Keiner be-merkt mich oder versucht, in das Museumsgelände abzubie-gen. Der Strom aus Fliehenden, Kriegsgroupies und verletz-ten Soldaten reißt erst nach langer Zeit ab. Eine Menge, wie ich sie mir erwartet habe, denn ich bin versucht zu behaupten, dass ich mich mit Menschen auskenne. Heute sind sie noch gemeinsam unterwegs, vielleicht sogar auf der Flucht, im Mo-ment noch werden sie von Furcht vor den näher rückenden Eisenmännern und dem letzten Anflug von Ordnung hier in der Residenzstadt zusammengehalten. Wenn aber auch die-se Strukturreste verschwunden sind, werden nur noch Angst und Hunger sie treiben, dann werden sie einander anfallen wie Tiere. Auch wenn ich mich dahingehend lieber irren möchte, hat es sich doch als Irrglaube herausgestellt, dass selbst Ratten nach dem Tod in eine bessere Welt kommen. Ich glau-be, es gibt sogar Gedichte darüber, aber ich muss, zumindest still und schweigend, widersprechen. Es ist die letzte Runde, die wir hier miterleben, wir gehen verloren, einer nach dem anderen. Die Flüchtenden haben mich wie eine bizarre Para-de passiert, ich bin wieder alleine und bewege mich weiter, immer wieder kleine Unterbrechungen einbauend. Das Ge-lände liegt ganz friedlich da, eine für den Moment tatsächlich stille Hölle. Doch Raum, auch das vermerke ich in meinen Notizen, ist keine stabile Angelegenheit. 


 ZUKUNFT | 39 IV.Ich schlüpfe, nachdem ich eine weitere Runde absolviert habe, durch eine der offen stehenden Türen in die Samm-lungsräume hinein. Wie in den anderen Gebäuden ist auch in diesem Turm ein reichhaltiges Angebot einem Kartenspiel gleich ausgebreitet. Das ganze Archiv steht da, die Sammlun-gen in ihrer Gesamtheit und Fülle verstellen die Wege. In den Jahren zuvor war ein solches Unternehmen nie möglich ge-wesen, aber nun, in diesen verschärften Krisenzeiten, war man daran gegangen, die absolute, die letzte Ausstellung zu ma-chen. Kein Stück darf fehlen, die Lager sind leer geräumt und die Säle quellen über vor Exponaten, manche von ihnen sind nicht mehr zu betreten. Eine Masse von Objekten wurde her-vorgeholt und platziert, ganz so, als könnte man den Lauf der Dinge nochmals zu den eigenen Gunsten wenden, zum ent-scheidenden eigenen Vorteil beeinflussen. Diese Anhäufun-gen von Belegen, diese Geschichtsmengen sind der Versuch, dem Geschehen erneut den eigenen Rhythmus, die Abfolge der angeblich vorherbestimmten Schritte aufzuzwängen. Der Museumskomplex sollte die eigene Langlebigkeit und Un-besiegbarkeit demonstrieren. So stehen irgendwo auch alle Zeichen der Unterdrückung, etwa Gläser mit Erde aus allen, längst verlorenen Ländereien des Kombinats, herum. Geblie-ben sind nur diese Relikte, diese Verweissysteme. So gesehen, bin ich gar nicht so verschieden. Ich habe auch alle möglichen Sachen verloren, bei Spaziergängen zu Hause und in fernen Gegenden. Manches ist mir aus der Aktentasche gefallen, an-deres habe ich nachlässig und wie vorsätzlich ausgestreut. Erst waren es nur Kleinigkeiten gewesen, dann aber waren selbst Menschen verschwunden, wie man sonst Gegenstände ver-legt. Einzig meine akribisch geführten Aufstellungen über das Verlorene sind geblieben. Einem Impuls folgend gehe ich in den Eingangsbereich des Gebäudes, konsultiere den großfor-matigen Katalog, der auf einem steinernen Pult liegt. Selbst mein Name ist in dem Verzeichnis. Ich muss unter meinem richtigen, mir zustehenden Namen nachschlagen, für etwas wie Truepenny hat es leider nicht gereicht. Der Katalog führt mich zwei Etagen höher, hier steht ein hohes, verglastes Re-gal voller Glasflaschen. Eine trägt meinen Namen und enthält, wenn ich dem Etikett Glauben schenken darf, den wesentli-cheren Teil meines Verstandes. Ich kann nicht verstehen, wie ich dies hatte vergessen können. Ich schlage das Glas ein, kein Alarm wird ausgelöst. Vorsichtig ziehe ich die Flasche aus ih-rer Befestigung, entferne die Beschriftung neben dem Schau-kasten und tilge damit meine unfreiwillige Beteiligung an die-ser selbst mir unheimlichen Ausstellung. Behutsam stecke ich die Flasche, die mir sehr klein vorkommt, in meine Tasche. Ich will sie nicht zerbrechen und bin doch zu scheu, mir ih-ren Inhalt sofort wieder einzuverleiben. In mir schmerzt et-was, vielleicht ist das ein Anflug von Erkenntnis, ein zu spät kommendes Verstehen, das mich verwüsten wird. Ich bin mir nicht sicher, ob ich verstehen will, was ich nicht ertrage, nicht ertragen kann. Da verläuft ein gespannter Draht in mir, der den Kopf zum Explodieren bringen könnte. V.Ablenkung suchend gehe ich wieder nach draußen, be-ginne eine weitere Runde und breche sie doch nach wenigen Minuten ab. Ich laufe zurück zur Plattform, oben angekom-men werfe ich wieder einen Blick auf die Uhr und muss fest-stellen, dass sie stehen geblieben ist. Keine Manipulation mag daran noch etwas ändern, die Zeit ist abgelaufen. Über das Fenstersims eines angrenzenden Gebäudes klettere ich wei-ter nach oben und mache es mir auf einem flachen Vorsprung bequem. Alle Antennen, die ich nun sehr deutlich sehen kann, sind nach Norden, zur Mauer und zum Gefechtsfeld hin, ausgerichtet. Immer deutlicher sehe ich das Aufblitzen der Bildbomben, das absurd anmutende Aufklappen von end-los scheinenden Papierrollen, scharfkantigen Bögen, die sich schillernd und reflektierend ihren mordenden Weg durch das Gelände und die darauf befindlichen Lebewesen bahnen. Ich sehe einfach zu und versuche nicht an die Traurigkeit leben-digen Spielzeugs zu denken, an den Gebrauch, der von Din-gen und Lebewesen gemacht wird. So verbringe ich den Rest der Nacht, nachdenkend und hin und wieder aus der Fla-sche trinkend. Erst als im Osten die Sonne langsam aufgeht, steige ich wieder hinunter und gehe die Treppe hinab, ver-lasse das Plateau, die nun leere Flasche immer noch bei mir. Auf dem Weg zum Haupteingang höre ich ein lauter wer-dendes klapperndes Geräusch. Ich erreiche den Eingang, blei-be im Torbogen stehen und sehe zu, wie aus einem undeut-lichen Schemen in der Ferne eine deutlichere Gestalt wird. Dem Kentaur, ein Springer wie ich, ist sein Geräusch voll uneingelöster Hoffnungen vorausgeeilt. Seine Schritte wer-den langsamer, je näher er dem Tor kommt. Er ist Teil der diesmal nicht mehr rechtzeitig eingetroffenen Kavallerie, un-ter seinem Helm rinnt Blut hervor. Er bleibt direkt vor mir stehen, macht aber keine Anstalten, den Gebäudekomplex be-treten zu wollen. In seinem ernsten Blick liegt die zu erwar-tende Botschaft. Erst kommen die Nachricht und die Notiz, 


 40 | ZUKUNFT WIR HATTEN UNS EINEN ROSENGARTEN VERSPROCHEN VON THOMAS BALLHAUSENdann die Erschöpfung und der Zusammenbruch. Sie müssen sich nicht sorgen, denn unter wenig vertrauenswürdigen Ge-spenstern erkennt und versteht man sich, wenn man nur bei Verstand ist. Editorische Notiz: Die vorliegende Erzählung stammt aus dem Band In dunklen Gegenden (Wien, 2014). Der Wieder-abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Edition Atelier.IN DUNKLEN GEGENDEN VON THOMAS BALLHAUSEN Wien: Edition Atelier 104 Seiten | € 14,95 ISBN: 978-3902498946Erscheinungstermin: August 2014THOMAS BALLHAUSENlebt als Autor, Literatur- und Kulturwissenschaftler in Wien und Salz-burg. Er ist international als Herausgeber, Vortragender und Kurator tätig. Zuletzt erschien sein Buch Transient. Lyric Essay (Edition Melos, Wien). 


 ZUKUNFT | 41 SURREALISTIC DREAMÖL AUF LEINWAND (2019) 160 X 90 CMSONJA GASSNER


 42 | ZUKUNFT WIENER PERSPEKTIVEN. BAND 2DIGITALE WOHLFAHRTSGESELLSCHAFT - DER WEG IN EINE DIGITALISIERTE ZUKUNFTHG. VON ELISABETH KAISER UND MARCUS SCHOBERWien: Verlag des Österreichischen Gewerkschaftsbundes GmbH192 Seiten | € 24,00ISBN: 978-3-99046-621-6Erscheinungstermin: Mai 2022Wie schafft es Wien künftig zu einer Digitalisierungs-hauptstadt zu werden? Diese Frage wird im zweiten Band der Reihe Wiener Perspektiven unter dem Titel Digitale Wohl-fahrtsgesellschaft. Der Weg in eine digitalisierte Zukunft beleuch-tet. Digitalisierung ist dabei das Überthema, welches aus ver-schiedenen Blickwinkeln und Perspektiven er- und bearbeitet wird, sei es hinsichtlich des Bildungsbereichs, sei es im Blick auf die Frage, wie digitales Kapital gerechter verteilt werden kann. Denn die digitale Transformation hat sich auf verschie-dene Bereiche wie Wirtschaft, Staat und Gesellschaft ausge-dehnt und den individuellen Alltag der Menschen erreicht. Diese technische Entwicklung ist im Rahmen einer moder-nen Gesellschaft nicht mehr wegzudenken und stellt die Basis für ökonomischen Wohlstand dar. Daher setzt auch die Stadt Wien angesichts der Digitalisierung auf technologischen Fort-schritt, der dem Wohl der Menschen zugutekommen soll. Ganz in diesem Sinne beschreibt Klemens Himpele in seinem Beitrag  Den Technologischen Wandel gestalten1 wie es in Wien gelingen kann, durch digitale Steuerungsinstrumente eine Verbesserung der Lebensbedingungen zu erreichen und als zentrale Prämisse zu setzen. So hat die rot-pinke Fortschritts-DER WIENER WEG IN DIE DIGITALISIERUNGSHAUPTSTADT. EINE BUCHBESPRECHUNG VON ELISABETH KAISERDer Wiener Weg in die Digitalisierungs-hauptstadt. Eine BuchbesprechungELISABETH KAISER ist neben MARCUS SCHOBER Herausgeberin der kommunalpolitischen Buchreihe Wiener Pers-pektiven. Die Wiener Bildungsakademie hat bereits zwei Bände in dieser Reihe veröffentlicht. Ziel der Reihe ist eine Ausei-nandersetzung mit aktuellen sowie gesellschaftspolitisch relevanten Themengebieten durch Beleuchtung unterschiedlicher Facetten und Bearbeitung von Expert*innen und Politiker*innen aus diversen Bereichen. Die Herausgeberin stellt in der vorliegenden Buchbeschreibung den zweiten Band der Wiener Perspektiven mit dem Titel Digitale Wohlfahrtsgesellschaft. Der Weg in eine digitalisierte Zukunft vor.


koalition der Stadt Wien sich des Themenbereichs Digitali-sierung von Koalitionsbeginn an angenommen und auch im Koalitionsprogramm2 festgeschrieben, dass Wien künftig eine Digitalisierungshauptstadt werden soll. Digitalisierung soll – ganz im Sinne des Digitalen Humanismus – aktiv gestaltet wer-den, wobei die Schonung von Ressourcen und eine gerechte Verteilung Berücksichtigung finden müssen.Aber was versteht man unter Digitalem Humanismus und wie kann dieser gelebt werden? Eine Frage, die der Band ein-gehend behandelt. Denn auch Europa muss im Bereich der Digitalisierung einen eigenen Weg gehen und dabei insbe-sondere die Frage des Datenschutzes berücksichtigen, da der Mensch noch nie so „gläsern“ war wie heute. Aber was ist angesichts der Digitalisierung die genaue Aufgabe und Rolle von Europa? Wie kann ein digitales Europa aussehen? Dazu hat  Hatto Käfer in seinem Beitrag Das digitale Europa. Mehr Handlungskompetenz für alle Bürger*innen3 zusammengefasst, was auf europäischer Ebene bereits für ein digitales Europa getan wurde und wohin der Weg der Digitalisierung in Zu-kunft führen kann. Datenschutz und Persönlichkeitsrechte ha-ben einen hohen Stellenwert, sie sind äußerst wertvoll und müssen durch sichere Regeln geschützt werden. Die Jahre der Pandemie haben der schon in der Vergangenheit stetig an Be-deutung zunehmenden Entwicklung im Bereich der Digita-lisierung zusätzlich einen weiteren Schub verliehen. Plötzlich waren Onlinemeetings im beruflichen Alltag an der Tagesord-nung, privat konnten Kontakte durch Tools wie Skype, Mi-crosoft Teams oder Zoom aufrechterhalten werden, um nur wenige Beispiele zu nennen.Das war in Zeiten der Isolation auch hilfreich und hat gezeigt, dass eine andere Arbeitsweise gelingen kann, in der persönli-che Treffen nicht unbedingt notwendig sind. Wir haben deut-lich gesehen, dass die Digitalisierung auf vielen Ebenen große Chancen mit sich bringt. So könnte der berufliche Luftver-kehr in Zukunft eingeschränkt werden, wodurch die Digi-talisierung zur Schonung des Klimas beitragen könnte. Aber auch in Bezug auf Teilnahmemöglichkeiten und Partizipation bringt die Digitalisierung viele Vorteile. Indes finden sich, wo es Chancen gibt, oftmals auch Risiken wie beispielsweise Cy-berkriminalität und Dauerüberwachung sowie eine deutliche Verschiebung von Machtstrukturen.In diesem Kontext thematisieren Korinna Schumann und Char-lotte Reiff4 die generell schwierigen Bedingungen für Frauen auf dem Arbeitsmarkt, geben einen Überblick über weibliche Rahmenbedingungen und behandeln die sozialen Transfor-mationen durch Digitalisierung und Ökologisierung aus frau-enpolitischer Perspektive. Diese Transformationen können auch für Frauen Risiko und Chance zugleich sein, weshalb gerade in diesem feministischen Zusammenhang die Rolle des Arbeitsrechtes im Zeitalter der Digitalisierung eine entschei-dende sein wird. Dazu haben Martin Gruber-Risak und Sascha Obrecht5 einen Beitrag verfasst. Denn die Pandemiejahre haben auch deutlich gemacht, dass Digitalisierung flexible Arbeits-strukturen schaffen kann, im Sinne eines Mehr an Freiheit und Selbstständigkeit durch individuelle Arbeitszeitgestaltung. Jedoch gilt auch hier: Freiheit und rechtlicher Schutz müs-sen sich keinesfalls ausschließen. Wie sich die Digitalisierung auf das Arbeitsverhältnis auswirkt, ist ein gestaltbarer Prozess zwischen Arbeitgeber*innen und Arbeitnehmer*innen sowie zwischen ihren kollektiven Vertretungen und den daraus re-sultierenden Diskussionen. Es gilt den Risiken der Digitalisie-rung zu begegnen und konkrete Ansätze zur Weiterentwick-lung des Arbeitsrechts zu definieren. Insgesamt kann mithin zusammengefasst werden, dass wich-tige Expert*innen und kompetente Politiker*innen sich im Band Digitale Wohlfahrtsgesellschaft. Der Weg in eine digitale Zu-kunft  über die Stärken sowie Gefahren des digitalen Portals austauschen, um sich gemeinsam auf den Weg in eine digitale Zukunft zu machen. Bisher erschienen in dieser Reihe:Kaiser, Elisabeth/Schober, Marcus/Filipczak, Peter (Hg.): Wiener Perspektiven. Band 1. Eine Metropole macht Kli-ma. Gedanken zu Gegenwart und Zukunft, Wien: Ver-lag des Österreichischen Gewerkschaftsbundes GmbH.Wie schafft es Wien, zu einer Klimamusterstadt zu werden? Der Klimawandel stellt Gesellschaft und Politik vor große Herausforderungen und fordert schnelles und effizientes Han-deln. Welche Schritte sind zu setzen, wie lassen sich Nach-haltigkeit und soziale Gerechtigkeit kombinieren, und ist ein ökologischer Lebensstil für alle möglich? Expert*innen und Politiker*innen stellen Überlegungen an, wie eine Neuaus-richtung in der Klimafrage gelingen kann.Die beiden Bände können bestellt werden unter:  https://wiener-bildungsakademie.wien/wiener-perspektiven/wiener-perspektiven-2-digitalisierung/ ZUKUNFT | 43 


 44 | ZUKUNFT WIENER PERSPEKTIVEN. BAND 1EINE METROPOLE MACHT KLIMA GEDANKEN ZU GEGENWART UND ZUKUNFTHG. VON ELISABETH KAISER, MARCUS  SCHOBER UND PETER FILIPCZAKWien: Verlag des Österreichischen Gewerkschaftsbundes GmbH172 Seiten | € 24,00ISBN: 978-3-99046-599-8Erscheinungstermin: November 2021ELISABETH KAISERist stellvertretende Direktorin der Wiener Bildungsakademie und war Leiterin des SPÖ Wiener Frauenkommunikationszentrums (ega). Sie engagiert sich auf verschiedenen Ebenen in der FrauenpolitikDER WIENER WEG IN DIE DIGITALISIERUNGSHAUPTSTADT. EINE BUCHBESPRECHUNG VON ELISABETH KAISEREndnoten1  Himpele, Klemens (2022): Den technologischen Wandel gestalten. Die Verbesserung der Lebensbedingungen als zentrale Prämisse, in: Kai-ser/Schober (Hg.): Wiener Perspektiven. Band 2. Digitale Wohlfahrts-gesellschaft, 58–71.2 Vgl. online unter: https://www.wien.gv.at/regierungsabkom-men2020/smart-city-wien/digitalisierungshauptstadt-wien/ (letzter Zugriff: 15.07.2022).3  Käfer, Hatto (2022): Das digitale Europa. Mehr Handlungskompetenz für alle Bürger*innen, in: Kaiser/Schober (Hg.): Wiener Perspektiven. Band 2. Digitale Wohlfahrtsgesellschaft,4  Reiff, Charlotte/Schumann, Korinna (2022): Transformation frauen-gerecht gestalten! Handlungsfelder aus gewerkschaftlicher Perspekti-ve, in: Kaiser/Schober (Hg.): Wiener Perspektiven. Band 2. Digitale Wohlfahrtsgesellschaft, 132–146.5  Gruber-Risak/Obrecht, Sascha (2022): Arbeiten im Jahr 2030 – „high-way to hell“ oder „stairway to heaven“? Die Rolle des Arbeitsrechts im Zeitalter der Digitalisierung, in: Kaiser/Schober (Hg.): Wiener Perspektiven. Band 2. Digitale Wohlfahrtsgesellschaft, 120–130.


 ZUKUNFT | 45 TANZENDÖL AUF LEINWAND (2022) 95 X 95 CMSONJA GASSNER


 46 | ZUKUNFT TRÄUMENDER KNABEÖL AUF LEINWAND (2019) 160 X 90 CMSONJA GASSNER


 ZUKUNFT | 47 BESTELLUNGKupon ausschneiden& einsenden an:VA Verlag GmbHKaiser-Ebersdorfer-Straße 305/31110 WienICH BESTELLE "EIN LIED BEWEGT DIE WELT"7,90 € INKL. MWST ZZGL. VERPACKUNG UND VERSAND 2,00 €NAME: _________________________________________________________________STRASSE: _______________________________________________________________ORT/PLZ: _______________________________________________________________TEL.: ______________________________E-MAIL: _____________________________UNTERSCHRIFT: _______________________ODER BESTELLUNG PER E-MAIL AN DEN VERLAG: OFFICE@VAVERLAG.ATSOLANGE DER VORRAT REICHTKAUM EIN ANDERES SyMBOL EINT DIE INTERNATIONALE ARBEITERBEWEGUNG SO STARK, WIE DIE 1871 IM NACH-REVOLUTIONäREN PARIS VERFASSTE „INTERNA-TIONALE“. IM ANGESICHT DER NIEDERLAGE DES FRANZÖSISCHEN PROLETARIATS, WäHREND TAUSENDE KäMPFERINNEN UND KäMPFER DER COMMUNE VON DER REAKTION ERMORDET WURDEN, MACHTE SICH, äNGSTLICH IM VERSTECK SITZEND, EUGENE POTTIER DARAN EIN TROTZIGES, HOFFNUNGSFROHES KAMPFLIED ZU SCHREIBEN. SO ENTSTAND NICHT NUR DIE WELTWEITE HyMNE EINER STOLZEN BEWEGUNG, SONDERN EIN KAMPFLIED VON MILLIONEN BEWUSSTER ARBEITNEH-MERINNEN UND ARBEITNEHMER AUF DER GANZEN WELT.


ZUKUNFT ABONNEMENTKupon ausschneiden & einsenden an:VA Verlag GmbHKaiser-Ebersdorferstraße 305/31110 WienIch bestelle  ein ZUKUNFT-Schnupperabo (3 Hefte) um 12,– Euro  ein ZUKUNFT-Jahresabo (11 Hefte) um 49,– EuroName:Straße:Ort/PLZ:Tel.:E-Mail:    Unterschrift:4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 2/2013Was vom Tage übrig bliebBarbara BlahaWährend des Wendens  ist die Partei verletzlich Caspar EinemAus Fehlern lernen Ludwig DvořakWege aus der EurokriseWolfgang EdelmüllerDer Dritte WegErnst Gehmacher2/2013Kunstkammer WienKunsThisTorischEs musEum  WiEn4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 3/2013Die EU-Konzessionsrichtlinie Alice WagnerFür eine offensive Wohnpolitik Wolfgang MoitziLeistbares Wohnen – eine Frage sozialer Fairness Michael LudwigEurokrise und kein Ende – Spanien im freien FallGünther Grunert3/2013BRIAN ADAMS – EXPOSEDNRW-FoRuM DüsseLDoRF4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 4/2013Economic Governance – auf dem Weg zu einer »Troika für alle«Daniel LehnerEuropas Entwicklung Oskar NegtDer Antisemit Karl Renner? Ludwig DvořákWohin führt der neue Papst  seine Kirche?Adalbert Krims4/2013The Real eighTies Österreichisches Filmmuseum4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 5/2013Das vermeintlich Unmögliche wagenSonja AblingerEuropas Linke muss jetzt Nein sagen! Hilde MattheisWir haben nichts zu fürchten als die Furcht selbst Robert MisikJulius TandlerHerwig Czech5/2013Alle MeSCHUGGe?JüdischEs MusEuM WiEn 4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 6/2013Stadtentwicklung für die Wienerinnen und Wiener im 21. JahrhundertRudi SchickerStadt fair teilen Eva KailMobilität mit Zukunft bringt mehr Lebensqualität in die Städte Christian FölzerMali: Militarisierung der SahelzoneStefan Brocza6/2013WIEN AUSSENEIN FOTOPROJEKT VON DIDI SATTMANN Wien MuseuM ALAÏA. AZZEDINE ALAÏA IM 21. JAHRHUNDERTNRW-FORUM DÜSSELDORF4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 7 & 8/2013SPÖ-Mission: Selbstbewusst vorwärts! Claudia Schmied Stagnation der Völkischen? Andreas PehamEin Volk von Eigentümern? Artur StreimelwegerVom KlubzwangLudwig Dvořák7&8/2013ALAÏA. AZZEDINE ALAÏA IM 21. JAHRHUNDERTNRW-FORUM DÜSSELDORFALAÏA. AZZEDINE ALAÏA IM 21. JAHRHUNDERTNRW-FORUM DÜSSELDORF4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 9/2013Niedriglohnbeschäftigung in Deutschland Claudia Weinkopf & Thomas KalinaDie Troika und der Flächentarifvertrag Thorsten SchultenKinderkarenz und Wiedereinstieg Gerlinde HauerWendezeit des Kapitalismus?Armin Pullerk9/2013 WORLD PRESS  PHOTO 13  WESTLICHT. 4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 10/2013Die SPÖ neu gründen!  Albrecht K. KonečnýEin modernes Strafrecht Hannes JarolimRot-Blau ante portas? Ludwig Dvořák Die EU gemeinsam verteidigenCaspar Einem10/2013KOKOSCHKA LeopoLd MuseuM4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 11/2013Welcher Fortschritt?  Barbara BlahaVom Elend der PolitikverdrossenheitKarl CzasnyTunesien: Frauenrechte müssen verteidigt werdenMuna Duzdar Mehr als eine »Neid-Debatte«Wolfgang Moitzi11/2013DIE 70ER JAHRE. MUSA4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 12 / 2013Die extreme Rechte vor der EU-Wahl Andreas PehamMarokko nach dem arabischen FrühlingMuna DuzdarMachtwechsel in NorwegenJens GmeinerZwischen NSA und medialem WiderstandAnton Tantner12/2013Edith tudor-hartWiEn musEum4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 1/2014Kritische Bestandsaufnahme Wolfgang KatzianSozialdemokratische Handschrift?Sonja AblingerDas sozialdemokratische Jahrhundert     hat noch gar nicht begonnenHannes Swoboda Ägypten: Inmitten der KonterrevolutionTyma Kraitt1/2014DEBORAH SENGLDIE LETZTEN TAGE  DER MENSCHHEITESSL MUSEUMDer Wettbewerbspakt -  eine Bestandsaufnahme Alexandra StricknerDer Februar 1934 im Spiegel der Akten der BundespolizeidirektionFlorian Wenninger»Wirklich tüchtige und würdige Genossinnen«Gabriella Hauch Mexiko: Dank Freihandel ein gescheiterter Staat Boris Ginner und Alexander Strobl2/2014Unsere stadt!jüdisches MUseUM wien4,50 euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 2/2014Soziale Demokratie  als ständige Aufgabe   Emmerich TálosUkraine – zwischen  Ost und West?   Christina PlankGründe, die völkerrechtliche  Kirche im politischen Dorf zu lassen   Stefan BroczaIrrwege einer historischen »Schuldsuche« zum 12. Februar 1934   Gerhard Botz4/20144,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr.4/2014BÖSE    DINGE     HofmobiliEndEpotBesteuerung  der Ungleichheit   Martin Schürz Europa am Scheideweg   Eugen FreundTTIP – eine Gefahr für  Demokratie und Sozialstaat    Neva LöwBudget 2014/2015: Kleineres Übel oder Haushalt der vergebenen Chancen?   Markus Marterbauer5/20144,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr.5/2014EYES WIDE OPENBANK AUSTRIA KUNSTFORUM WIENDie Identitären. Jugendbewegung der Neuen Rechten  Offensive gegen RechtsSchumpeter’sche Innovationen, Struktur­wandel und ungleiche Einkommensverteilung  Adolf StepanAbwanderungsdrohungen als  Mittel im KlassenkampfBettina Csoka, Franz Gall und Michaela SchmidtMehr Einbürgerungen für eine starke DemokratieLena Karasz6/20144,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr.6/2014VORBILDER150 JAHRE MAKDas Ende einer Ära  Thomas NowotnyAntimuslimischer Rassismus als soziales Verhältnis  Fanny Müller-UriÜber Sozialdemokratie, Europa und Utopien  Michael AmonHandel ist der Lebenssaft  einer freien Gesellschaft  Stefan Brocza7– 8/20144,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr.7 – 8/2014GARRY WINOGRANDWOMEN ARE BEAUTIFUL WESTLICHT Die geteilte Hegemonie in der EU-Wirtschaftspolitik Wolfgang EdelmüllerOtto Neurath – ein skeptischer Utopist Armin PullerJenseits von »mitgemeint«  Stefanie VasoldDie Rolle der Geldpolitik in der Krise Irene Mozart9/20144,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 9/2014Pikettys »Kapital im 21. Jahrhundert« Philipp MetzgerDie Verselbständigung neoliberaler Wirtschaftspolitik in der EUM. Marterbauer und L. OberndorferSozialdemokratische Orientier­ungs­ und ExistenzfragenLudwig Dvořák et al.Rekommunalisierung wird zum Trend  B. Hauenschild und S. Halmer10/20144,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 10/2014WIEN IM ERSTEN WELTKRIEGWIENMUSEUMWir müssen uns dem Urteil der Geschichte stellenHeinz FischerEine ZivilisationshautChristine NöstlingerDirekt die Demokratie erneuern – oder eher damit abschaffen?Daniel LehnerEin Grenzgänger des 20. Jahrhunderts: Leo KoflerChristoph Jünke5/20154,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 5/201512. WESTLICHT FOTO-AUKTIONFrauenrechte verteidigen – 365 Tage im Jahr Julia Herr Bewegung in die ArbeitszeitgestaltungDavid MumDie außenpolitischen Beziehungen Kubas im WandelGernot StimmerFlüchtlingsfragen Caspar Einem1/20164,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 1/2016DAS PARADIES DER UNTERGANGHARTMUT SKERBISCH - MEDIENARBEITENUNIVERSALMUSEUM JOANNEUM GRAZFür Identität, gegen BeliebigkeitCaspar EinemWien Freiheitlich – ein Szenario der VeränderungRudi SchickerKeine Zeit verlieren, um die Sozialdemokratie zu rettenJulia HerrNeutralität systematisch verletztThomas Riegler6/20154,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 6/2015PIPILOTTI RISTKUNSTHALLE KREMSWaldheim – wie es wirklich warInterview mit Georg TidlTunesien – Demokratie braucht sozialen FortschrittMuna Duzdar100 Jahre Josef HindelsErwin LancMauern an den Grenzen führen zu Mauern in den KöpfenNurten Yılmaz2/20164,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 2/2016AUGEN AUF! 100 JAHRE LEICA FOTOGRAFIEWestLicht / OstlichtHöchste Zeit für Schritte nach vornCaspar EinemDas Trennbankensystem der USA – eine Alternative?Josef FalkingerBusbahnhof, Flughafen und Fußball-WMBernhard LeuboltIst Deutschland das bessere Österreich?Markus Marterbauer7&8/20154,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 7&8/2015HyperAmerikaKunsthaus GrazBildung fortschrittlich denkenGabriele Heinisch-HosekGeldregen aus dem HelikopterElisabeth BlahaDas Europa der ZukunftWolfgang EdelmüllerMindestsicherung – nur für InländerInnen?Marko Miloradović3/20164,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 3/2016LENTOS DIE SAMMLUNGTanzt den Corbyn!Ludwig DvořákEurope no more?Wolfgang EdelmüllerBritische Gewerkschaften: Von Pro-EU zu Pro-Lexit?Sandra BreitenederRecht – Familie – EheHelga Hieden-Sommer9/20154,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 9/2015WORLD PRESS PHOTO 15 GALERIE WESTLICHTMit den Tabus der Linken brechenSlavoj Žižek»Dem Terror nicht beugen« – das Nittel-AttentatThomas RieglerAushöhlung von Rechten für FlüchtlingeLeila Hadj-AbdouNeoliberaler Feldzug auf Gewerk-schaftsrechte im Schatten der Krise W. Greif & S. Breiteneder4/20164,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 4/2016 Alles neu! 100 Jahre   Frankfurter  Schule Museum für  angewandte  KunstDie Quote der Glaubwürdigkeit Sonja Ablinger Debatten um Straßennamen sind auch ein demokratiepolitischer Lackmustest Interview mit Oliver RathkolbSteueroasen: Wo Vermögen parken Stefan Brocza und Andreas BroczaZukunft Rauchverbot  Sabine Oberhauser11/20144,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 11/2014JEFF WALL KUNSTHAUS BREGENZEin Blick in  den Spiegel Stephan Schimanowa Vom System zur Alternative Max LercherZu Arbeitsbegriff und Einkommensunterschieden Max LercherDas Erste Österreichische Universalmietrechtsgesetz Ruth Becher12/20144,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 12/2014SchauLuSt Die eRotiSche FotoGRaFie VoN aLFoNS WaLDeFotomuseum   WestlichtNeustart für Europa? Ulrich Brand Was will SYRIZA?Euclid TsakalotosZum Kern des Problems Ludwig DvořákDie Entzauberung religiös-politischer Parteien in der arabischen WeltMuna Duzdar1/20154,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 1/2015PEGIDA, AfD und die politische Kultur in Sachsen Michael Lühmann Österreichs kalte KriegerThomas RieglerWie die europäische Sozial demokratie Griechenland und dabei sich selber helfen kannMarkus MarterbauerKeine Angst vor der eigenen CourageMuna Duzdar2/20154,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 2/2015ROMANE THANA.ORTE DER ROMA UND SINTIWIEN MUSEUMWird das Bildungsversprechen eingelöst? Vanessa Kinz, Nikolaus Ecker und Senad LacevicOberösterreich ist andersJosef WeidenholzerAnmerkungen nach der Wien-WahlCaspar Einem»Meinen Körper in den Kampf werfen«Thomas Riegler10/20154,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 10/2015STEIERMARK IM BLICK UNIVERSALMUSEUM JOANNEUMSteuerreform: Weichen in Richtung künftige KürzungspolitikElisabeth KlatzerVon Wählerparteien zu Kümmerer- und Bewegungsparteien?Jens Gmeiner und Matthias MicusWie Griechenland aus der Staatsschulden-falle befreit werden kannWolfgang Edelmüller3/20154,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 3/2015DIE ACHZIGER JAHREMUSASolidarität statt Ausgrenzung Laura SchochEU in Auflösung?Albrecht von LuckeArgentinische Vergangen-heitspolitik am ScheidewegGeorg KrizmanicsZum Erfolg der Programm- länder des EuroraumsElisabeth Blaha11/20154,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 11/2015LIEBE IN ZEITEN DER REVOLUTIONBANK AUSTRIA KUNSTFORUM WIENWas will Varoufakis eigentlich?Philipp MetzgerWahlen in GroßbritannienArmin PullerDie Vereinbarkeit von Islam und ModerneMuna DuzdarBudgetziel erreicht, auf die Bekämpfung der Rekord arbeitslosigkeit vergessenMarkus Marterbauer4/20154,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 4/2015MYTHOS GALIZIENWIEN MUSEUMHoffnung ist der Treibstoff des Fortschritts Barbara BlahaHillary – what else?Grössing & BroczaPolitische Kommunikation im Wiener JugendwahlkampfBernhard HeinzlmaierUnternehmerstimmung: Nur dunkel-trüb oder schon blau-schwarz?Markus Marterbauer12/20154,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 12/2015Margot PilzMeilensteine MUSAZUKUNFT ABONNEMENTKupon ausschneiden & einsenden an:VA Verlag GmbHKaiser-Ebersdorferstraße 305/31110 WienIch bestelle  ein ZUKUNFT-Schnupperabo (3 Hefte) um 12,– Euro  ein ZUKUNFT-Jahresabo (11 Hefte) um 49,– EuroName:Straße:Ort/PLZ:Tel.:E-Mail:    Unterschrift:4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 2/2013Was vom Tage übrig bliebBarbara BlahaWährend des Wendens  ist die Partei verletzlich Caspar EinemAus Fehlern lernen Ludwig DvořakWege aus der EurokriseWolfgang EdelmüllerDer Dritte WegErnst Gehmacher2/2013Kunstkammer WienKunsThisTorischEs musEum  WiEn4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 3/2013Die EU-Konzessionsrichtlinie Alice WagnerFür eine offensive Wohnpolitik Wolfgang MoitziLeistbares Wohnen – eine Frage sozialer Fairness Michael LudwigEurokrise und kein Ende – Spanien im freien FallGünther Grunert3/2013BRIAN ADAMS – EXPOSEDNRW-FoRuM DüsseLDoRF4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 4/2013Economic Governance – auf dem Weg zu einer »Troika für alle«Daniel LehnerEuropas Entwicklung Oskar NegtDer Antisemit Karl Renner? Ludwig DvořákWohin führt der neue Papst  seine Kirche?Adalbert Krims4/2013The Real eighTies Österreichisches Filmmuseum4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 5/2013Das vermeintlich Unmögliche wagenSonja AblingerEuropas Linke muss jetzt Nein sagen! Hilde MattheisWir haben nichts zu fürchten als die Furcht selbst Robert MisikJulius TandlerHerwig Czech5/2013Alle MeSCHUGGe?JüdischEs MusEuM WiEn 4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 6/2013Stadtentwicklung für die Wienerinnen und Wiener im 21. JahrhundertRudi SchickerStadt fair teilen Eva KailMobilität mit Zukunft bringt mehr Lebensqualität in die Städte Christian FölzerMali: Militarisierung der SahelzoneStefan Brocza6/2013WIEN AUSSENEIN FOTOPROJEKT VON DIDI SATTMANN Wien MuseuM ALAÏA. AZZEDINE ALAÏA IM 21. JAHRHUNDERTNRW-FORUM DÜSSELDORF4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 7 & 8/2013SPÖ-Mission: Selbstbewusst vorwärts! Claudia Schmied Stagnation der Völkischen? Andreas PehamEin Volk von Eigentümern? Artur StreimelwegerVom KlubzwangLudwig Dvořák7&8/2013ALAÏA. AZZEDINE ALAÏA IM 21. JAHRHUNDERTNRW-FORUM DÜSSELDORFALAÏA. AZZEDINE ALAÏA IM 21. JAHRHUNDERTNRW-FORUM DÜSSELDORF4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 9/2013Niedriglohnbeschäftigung in Deutschland Claudia Weinkopf & Thomas KalinaDie Troika und der Flächentarifvertrag Thorsten SchultenKinderkarenz und Wiedereinstieg Gerlinde HauerWendezeit des Kapitalismus?Armin Pullerk9/2013 WORLD PRESS  PHOTO 13  WESTLICHT. 4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 10/2013Die SPÖ neu gründen!  Albrecht K. KonečnýEin modernes Strafrecht Hannes JarolimRot-Blau ante portas? Ludwig Dvořák Die EU gemeinsam verteidigenCaspar Einem10/2013KOKOSCHKA LeopoLd MuseuM4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 11/2013Welcher Fortschritt?  Barbara BlahaVom Elend der PolitikverdrossenheitKarl CzasnyTunesien: Frauenrechte müssen verteidigt werdenMuna Duzdar Mehr als eine »Neid-Debatte«Wolfgang Moitzi11/2013DIE 70ER JAHRE. MUSA4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 12 / 2013Die extreme Rechte vor der EU-Wahl Andreas PehamMarokko nach dem arabischen FrühlingMuna DuzdarMachtwechsel in NorwegenJens GmeinerZwischen NSA und medialem WiderstandAnton Tantner12/2013Edith tudor-hartWiEn musEum4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 1/2014Kritische Bestandsaufnahme Wolfgang KatzianSozialdemokratische Handschrift?Sonja AblingerDas sozialdemokratische Jahrhundert     hat noch gar nicht begonnenHannes Swoboda Ägypten: Inmitten der KonterrevolutionTyma Kraitt1/2014DEBORAH SENGLDIE LETZTEN TAGE  DER MENSCHHEITESSL MUSEUMDer Wettbewerbspakt -  eine Bestandsaufnahme Alexandra StricknerDer Februar 1934 im Spiegel der Akten der BundespolizeidirektionFlorian Wenninger»Wirklich tüchtige und würdige Genossinnen«Gabriella Hauch Mexiko: Dank Freihandel ein gescheiterter Staat Boris Ginner und Alexander Strobl2/2014Unsere stadt!jüdisches MUseUM wien4,50 euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 2/2014Soziale Demokratie  als ständige Aufgabe   Emmerich TálosUkraine – zwischen  Ost und West?   Christina PlankGründe, die völkerrechtliche  Kirche im politischen Dorf zu lassen   Stefan BroczaIrrwege einer historischen »Schuldsuche« zum 12. Februar 1934   Gerhard Botz4/20144,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr.4/2014BÖSE    DINGE     HofmobiliEndEpotBesteuerung  der Ungleichheit   Martin Schürz Europa am Scheideweg   Eugen FreundTTIP – eine Gefahr für  Demokratie und Sozialstaat    Neva LöwBudget 2014/2015: Kleineres Übel oder Haushalt der vergebenen Chancen?   Markus Marterbauer5/20144,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr.5/2014EYES WIDE OPENBANK AUSTRIA KUNSTFORUM WIENDie Identitären. Jugendbewegung der Neuen Rechten  Offensive gegen RechtsSchumpeter’sche Innovationen, Struktur­wandel und ungleiche Einkommensverteilung  Adolf StepanAbwanderungsdrohungen als  Mittel im KlassenkampfBettina Csoka, Franz Gall und Michaela SchmidtMehr Einbürgerungen für eine starke DemokratieLena Karasz6/20144,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr.6/2014VORBILDER150 JAHRE MAKDas Ende einer Ära  Thomas NowotnyAntimuslimischer Rassismus als soziales Verhältnis  Fanny Müller-UriÜber Sozialdemokratie, Europa und Utopien  Michael AmonHandel ist der Lebenssaft  einer freien Gesellschaft  Stefan Brocza7– 8/20144,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr.7 – 8/2014GARRY WINOGRANDWOMEN ARE BEAUTIFUL WESTLICHT Die geteilte Hegemonie in der EU-Wirtschaftspolitik Wolfgang EdelmüllerOtto Neurath – ein skeptischer Utopist Armin PullerJenseits von »mitgemeint«  Stefanie VasoldDie Rolle der Geldpolitik in der Krise Irene Mozart9/20144,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 9/2014Pikettys »Kapital im 21. Jahrhundert« Philipp MetzgerDie Verselbständigung neoliberaler Wirtschaftspolitik in der EUM. Marterbauer und L. OberndorferSozialdemokratische Orientier­ungs­ und ExistenzfragenLudwig Dvořák et al.Rekommunalisierung wird zum Trend  B. Hauenschild und S. Halmer10/20144,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 10/2014WIEN IM ERSTEN WELTKRIEGWIENMUSEUMWir müssen uns dem Urteil der Geschichte stellenHeinz FischerEine ZivilisationshautChristine NöstlingerDirekt die Demokratie erneuern – oder eher damit abschaffen?Daniel LehnerEin Grenzgänger des 20. Jahrhunderts: Leo KoflerChristoph Jünke5/20154,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 5/201512. WESTLICHT FOTO-AUKTIONFrauenrechte verteidigen – 365 Tage im Jahr Julia Herr Bewegung in die ArbeitszeitgestaltungDavid MumDie außenpolitischen Beziehungen Kubas im WandelGernot StimmerFlüchtlingsfragen Caspar Einem1/20164,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 1/2016DAS PARADIES DER UNTERGANGHARTMUT SKERBISCH - MEDIENARBEITENUNIVERSALMUSEUM JOANNEUM GRAZFür Identität, gegen BeliebigkeitCaspar EinemWien Freiheitlich – ein Szenario der VeränderungRudi SchickerKeine Zeit verlieren, um die Sozialdemokratie zu rettenJulia HerrNeutralität systematisch verletztThomas Riegler6/20154,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 6/2015PIPILOTTI RISTKUNSTHALLE KREMSWaldheim – wie es wirklich warInterview mit Georg TidlTunesien – Demokratie braucht sozialen FortschrittMuna Duzdar100 Jahre Josef HindelsErwin LancMauern an den Grenzen führen zu Mauern in den KöpfenNurten Yılmaz2/20164,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 2/2016AUGEN AUF! 100 JAHRE LEICA FOTOGRAFIEWestLicht / OstlichtHöchste Zeit für Schritte nach vornCaspar EinemDas Trennbankensystem der USA – eine Alternative?Josef FalkingerBusbahnhof, Flughafen und Fußball-WMBernhard LeuboltIst Deutschland das bessere Österreich?Markus Marterbauer7&8/20154,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 7&8/2015HyperAmerikaKunsthaus GrazBildung fortschrittlich denkenGabriele Heinisch-HosekGeldregen aus dem HelikopterElisabeth BlahaDas Europa der ZukunftWolfgang EdelmüllerMindestsicherung – nur für InländerInnen?Marko Miloradović3/20164,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 3/2016LENTOS DIE SAMMLUNGTanzt den Corbyn!Ludwig DvořákEurope no more?Wolfgang EdelmüllerBritische Gewerkschaften: Von Pro-EU zu Pro-Lexit?Sandra BreitenederRecht – Familie – EheHelga Hieden-Sommer9/20154,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 9/2015WORLD PRESS PHOTO 15 GALERIE WESTLICHTMit den Tabus der Linken brechenSlavoj Žižek»Dem Terror nicht beugen« – das Nittel-AttentatThomas RieglerAushöhlung von Rechten für FlüchtlingeLeila Hadj-AbdouNeoliberaler Feldzug auf Gewerk-schaftsrechte im Schatten der Krise W. Greif & S. Breiteneder4/20164,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 4/2016 Alles neu! 100 Jahre   Frankfurter  Schule Museum für  angewandte  KunstDie Quote der Glaubwürdigkeit Sonja Ablinger Debatten um Straßennamen sind auch ein demokratiepolitischer Lackmustest Interview mit Oliver RathkolbSteueroasen: Wo Vermögen parken Stefan Brocza und Andreas BroczaZukunft Rauchverbot  Sabine Oberhauser11/20144,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 11/2014JEFF WALL KUNSTHAUS BREGENZEin Blick in  den Spiegel Stephan Schimanowa Vom System zur Alternative Max LercherZu Arbeitsbegriff und Einkommensunterschieden Max LercherDas Erste Österreichische Universalmietrechtsgesetz Ruth Becher12/20144,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 12/2014SchauLuSt Die eRotiSche FotoGRaFie VoN aLFoNS WaLDeFotomuseum   WestlichtNeustart für Europa? Ulrich Brand Was will SYRIZA?Euclid TsakalotosZum Kern des Problems Ludwig DvořákDie Entzauberung religiös-politischer Parteien in der arabischen WeltMuna Duzdar1/20154,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 1/2015PEGIDA, AfD und die politische Kultur in Sachsen Michael Lühmann Österreichs kalte KriegerThomas RieglerWie die europäische Sozial demokratie Griechenland und dabei sich selber helfen kannMarkus MarterbauerKeine Angst vor der eigenen CourageMuna Duzdar2/20154,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 2/2015ROMANE THANA.ORTE DER ROMA UND SINTIWIEN MUSEUMWird das Bildungsversprechen eingelöst? Vanessa Kinz, Nikolaus Ecker und Senad LacevicOberösterreich ist andersJosef WeidenholzerAnmerkungen nach der Wien-WahlCaspar Einem»Meinen Körper in den Kampf werfen«Thomas Riegler10/20154,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 10/2015STEIERMARK IM BLICK UNIVERSALMUSEUM JOANNEUMSteuerreform: Weichen in Richtung künftige KürzungspolitikElisabeth KlatzerVon Wählerparteien zu Kümmerer- und Bewegungsparteien?Jens Gmeiner und Matthias MicusWie Griechenland aus der Staatsschulden-falle befreit werden kannWolfgang Edelmüller3/20154,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 3/2015DIE ACHZIGER JAHREMUSASolidarität statt Ausgrenzung Laura SchochEU in Auflösung?Albrecht von LuckeArgentinische Vergangen-heitspolitik am ScheidewegGeorg KrizmanicsZum Erfolg der Programm- länder des EuroraumsElisabeth Blaha11/20154,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 11/2015LIEBE IN ZEITEN DER REVOLUTIONBANK AUSTRIA KUNSTFORUM WIENWas will Varoufakis eigentlich?Philipp MetzgerWahlen in GroßbritannienArmin PullerDie Vereinbarkeit von Islam und ModerneMuna DuzdarBudgetziel erreicht, auf die Bekämpfung der Rekord arbeitslosigkeit vergessenMarkus Marterbauer4/20154,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 4/2015MYTHOS GALIZIENWIEN MUSEUMHoffnung ist der Treibstoff des Fortschritts Barbara BlahaHillary – what else?Grössing & BroczaPolitische Kommunikation im Wiener JugendwahlkampfBernhard HeinzlmaierUnternehmerstimmung: Nur dunkel-trüb oder schon blau-schwarz?Markus Marterbauer12/20154,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 12/2015Margot PilzMeilensteine MUSA