Nach dem 2. Weltkrieg nahm er sich besonders der Gefallenen an und ist Mitinitiator der Gründung der heutigen Kriegsgräberstätte in Bleialf. Seine Frau Agnes erkrankte an Demenz und bedurfte besonderer Aufmerksamkeit, welche sich auch hier in den Erinnerungen von Mechthilde Esser aufgegriffen wird. Es ist 1949 ; an Fronleichnam half mein Opa einen Altar zu schmücken sowie zwei bis dreihundert Meter der Straße (Mittelstreifen) auf dem die Fronleichnamsprozession entlang ging. An diesem Tag kamen immer viele Leute, um sich das anzusehen. Ich glaube, ich kann sagen, Opas Abschnitt war immer der schönste anzusehen. Wir waren ganz stolz darauf, die Blüten eimerweise einzusammeln und zum Pfarrhaus zu bringen. Für jeden Eimer voll mit Blüten bekamen wir ein Heiligenbildchen. Mein Opa organisierte auch Fahrten nach Kevelaer mit zwei bis drei Bussen. Wir blieben dort über Nacht und schliefen immer im gleichen Hotel. Wir Kinder, die Mädchen in weißen Kleidern und die Jungs in dunklen Anzügen, freuten sich besonders auf die Lichterprozession in Kevelaer. Als wir am nächsten Abend wieder nach Hause fahren wollten, war meine Oma plötzlich verschwunden. Sie glaubte, sie könne zu Fuß nach Hause gehen. Drei Stunden wurde sie dann von der Polizei gesucht, bis man sie gefunden hat. Mit viel Verspätung fuhren wir dann mit dem letzten Bus wieder nach Bleialf. Im Oktober 1949 hatten meine Großeltern dann goldene Hochzeit, es war ein großes Fest, bei denen die Nachbarn zwei große Triumphbögen aufstellten. Ein Triumphbogen vorne an der Straße und der andere an der Kirche. Die ganze Straße, bis zur Kirche, war mit Bäumen und Blumen geschmückt. Unter anderem kam ein Bus, mit ca. 40 Personen aus dem Ruhrgebiet zur Feier. Verwandte und Freunde, sie mussten alle für zwei Nächte untergebracht werden. In der ganzen Nachbarschaft war man gerne dazu bereit. Es war ein sehr schönes Fest, das für alle lange in Erinnerung geblieben ist. Ein Freund meines Opas, Herr Lipinski, mochte ich ganz besonders gerne. Er war schon 80 Jahre alt, aber noch sehr vital. Die Küche von meinen Großeltern hatte ein kleines Fenster, wo Herr Lipinski jeden Morgen gegen 06:00 Uhr herauskletterte und eine Stunde lang durch das nasse Gras lief. Anschließend stellte er seine Schuhe immer vor die Tür und nur ich durfte sie dann putzen. Dabei legte er jedes Mal etwas für mich hinein. Bei uns gingen immer viele Leute ein und aus, die den Soldatenfriedhof besuchten und kein Geld hatten sich ein Quartier zu suchen. Daraufhin sagte mein Opa dann: „Bleibt doch hier.“ Meistens haben sie auch noch bei uns gegessen. Frau Zufelde aus Halle kam jedes Jahr zu uns. Ihr Sohn war auf dem Soldatenfriedhof in Bleialf beerdigt. Sie arbeitete in einer Fabrik, in der Hefe produziert wurde. Deshalb brachte sie dann immer ein kleines Paket Hefe mit und blieb dafür dann zwei bis drei Wochen bei uns. Ein weiterer Gast war Frau Botz aus Roisdorf bei Bonn und war eine sehr liebe Frau. Sie hat meiner Mutter bei allem geholfen und fuhr erst wieder nach Hause, wenn alle Flick- und Bügelwäsche erledigt war. Ihr Sohn Josef war auch einer der gefallenen Soldaten, die auf dem Soldatenfriedhof in Bleialf begraben waren. Es wurde eine lange Freundschaft, die bis zu ihrem Tode hielt. Auch eine verarmte Baroness verbrachte meist acht Tage bei uns. Als ich sie zum Bahnhof brachte, schenkte sie mir einen Ring von sich aus Dankbarkeit. Am 15. April 1954 starb dann meine Oma. Zur Beerdigung waren alle Kinder mit deren Familien da und es wurde in unserem Haus ziemlich eng. Als ich etwas älter war, kam ich nach Prüm zu Nonnen, um den Haushalt zu erlernen. Mein Opa kam einmal im Monat zu Besuch und steckte mir dann immer 5 Mark zu. Am 3. Juni 1955 starb dann auch mein Opa, der auch gleichzeitig mein Pate war. Er wurde im Haus aufgebahrt und an den folgenden drei Abenden kam dann die ganze Nachbarschaft und wir haben zusammen für ihn gebetet. Es war eine sehr schöne Beerdigung, da viele Leute, Freunde, Verwandte sowie der Bergmannsverein Bleialf anwesend waren. Ich habe beide, Oma und Opa, sehr vermisst und ich denke heute noch oft an die beiden.