Bleialfer Verzellchen von Clemens TautgesDer „fette Donnerstag“ war das High-Light des Bleialfer Karneval für uns Kinder, verkleidet „heischen“ gehen ! - („songe joon“, hieß es eigentlich nur) den ganzen Nachmittag! (Natürlich erst nachdem die Schule aus war) Ende der 50ger, Anfang der 60ger war's, als meine Generation durchs Dorf zog und sich mit den Liedchen „ hier wohnt ein reicher Mann, der uns was geben kann“ oder mit „Jraas,Jraas, Jruumen, die Huhner plecke Blumen“, ein paar Süßigkeiten „erheischte“. Schnell hatte sich unter uns Kindern rumgesprochen, wo es etwas Besonderes gab: in den beiden Metzgereien: ein leckeres, gutes Stück Wurst ! Dort war dann immer Hochbetrieb. Auch die vorhandenen Einzelhandelsgeschäfte ließen sich nicht lumpen. In dieser Zeit war eine Banane oder eine dicke Apfelsine schon etwas Besonderes. (Äpfel hatte man am Abend meistens genug in seiner Tüte, weil fast jedes Haus einen Wintervorrat an Äpfeln auf dem Schrank liegen hatte.) Noch heute schmunzele ich über ein „Apfelgeschenk“, das uns eine ältere Dame in der Unterbergstrasse machte: „Och, Kinderchen, was habt ihr euch schön verkleidet und so schön gesungen! Das muss aber jetzt auch belohnt werden: „hier habt ihr vier,1 Äpfelchen! Aber teilt es euch auch ehrlich“ Eberıfalls in der Unterbergstrasse gab' s mal eine Schüssel Wasser von oben herunter aufs Haupt - mit den Worten von Herrn Z.: „Ihr Dreckspänz habt E. nicht mitspielen lassen! Da, nehmt das und schert euch zum Teufel.“ So lag Freud und Leid manchmal sehr nahe beieinander.(schmunzel) Ein 9jähriger Kamevals-Narr hatte von irgendwo her eine Karnevals-Maske, die einen alten Mann darstellte. Diese Maske war aus Plastik und stank entsetzlich, war aber eine Rarität. Um den alten Mann noch realer zu machen, steckte er eine alte Pfeife aus irgendwelchen väterlichen Beständen in den Mundschlitz und eine angerauchte erkaltete Zigarre, in den Pfeifenkopf . Und um noch realer zu wirken, zündete Herr Strass dem kleinen Narren vor Cafe Geibel diese halbgerauchte Zigarre mit einem Streichhölzchen an, und rauchend, paffend und qualmend, ja, auch ein bißchen stolz, zog der kleine Narr als alter Mann verkleidet über den Marktplatz. Jetzt erst war die Figur richtig real !! oder auch nicht. ?? Mittlerweile qualmte der alte Mann aus Augen, Ohren, Nase und Mund-Schlitzen der Maske und diese stank plötzlich noch entsetzlicher. Der alte Mann bekam keine Luft mehr, hustete und kotzte schließlich in die Innenseite der Maske !!Der kleine Narr, riss sich im Laufen das Opa-Antlitz vom Gesicht, japste nach Luft, pitschte die Hinter-backen feste zusammen, bis er die Toilette am Saal Zwicker erreichte, die für die nächsten 2 Stunden seine Erholungsstätte wurde. „Jraas,Jraas, Jruurnen“ war für diesen Tag gelaufen. Aschpfahl durch Zigarrendämpfe und Magenkıämpfe war der Tag für den kleinen Karnevals-.Jeck vorbei. Woher ich das weiß? Verrat ich nicht .... ..!